Der sechsmonatige Rhythmus der GNOME-Entwicklung bringt es mit sich, dass nicht jede neue Release auch große Änderungen mit sich bringt. Für die neueste Ausgabe des Linux-Desktops sind nun aber gleiche eine Fülle an signifikanten Verbesserungen zusammengelaufen.

Neuer Look

GNOME 3.32 verpasst dem freien Desktop einen frischen Look: Kernelement ist eine Überarbeitung des Default-Themes "Adwaita", das nun einen stärkeren Kontrast zwischen Knöpfen und Hintergrund bietet. Auch wurden die Form der Buttons sowie der visuelle Stil von Schaltern neu gestaltet. Gewisse Ähnlichkeiten zu Apples macOS sind dabei nicht ganz von der Hand zu weisen.

GNOME 3.32 (und Katze).
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Komplett neu gestaltet wurde hingegen das Icon-Set des Desktops, wobei man jetzt auf einen anderen Stil setzt. Statt den bisher sehr aufwändig gestalten Icons gibt es nun ein einen reduzierten Look. Damit folge man dem aktuellen Branchentrend zu "flachen" Icons, wie GNOME-Designer Jakub Steiner betont.

GNOME 3.32 bringt einen neuen Icon-Stil
Grafik: GNOME

Performance

Im Alltag noch wichtiger als das Aussehen ist ein anderes Merkmal des Desktops: Die Performance. In dieser Hinsicht verspricht GNOME 3.32 ebenfalls signifikante Fortschritte. In den vergangenen Monaten sind zahlreiche entsprechende Optimierungen in die GNOME Shell und den Fenstermanager Mutter eingeflossen. Damit will man zahlreiche lange stehende Defizite des Desktops in dieser Hinsicht endgültig ausräumen. Auch der RAM-Verbrauch wurde – wie schon bei der letzten Release – wieder reduziert.

Application Menu

Abschiednehmen heißt es hingegen von einem Kernkonzept von GNOME 3: Das im Panel angesiedelte "Application Menu" wird nämlich in seiner bisherigen Form eingestampft. Hier wollte man eigentlich sämtliche Menüeinträge versammeln, die sämtliche Fenster eines Programms betreffen. Die Erfahrung habe aber gezeigt, dass diese Trennung von den restlichen Einträgen beim Programm selbst von den Nutzern kaum verstanden wurde. Und auch viele Anwendungsentwickler hatten dieses Konzept ignoriert.

Die neue Version des GNOME-Themes bietet einen neuen Button-Style und einen dunkleren Hintergrund. Auch die Verzeichnis-Icons im Dateimanager wurden umgestaltet.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Mit GNOME 3.32 haben viele Kernanwendungen nun diese Einträge wieder entfernt und stattdessen beim Anwendungsfenster selbst eingefügt. Der Application Menu-Eintrag ist zwar noch immer da, bietet nun aber stattdessen Zugriff auf die geöffneten Fenster einer Anwendung sowie auf einen Quit-Eintrag und einen Link auf die zugehörige Seite in der GNOME Softwarezentrale. Ob dies so bleibt, ist unklar, in früheren Designs war die Rede davon, dass dieses Menü komplett entfernt werden soll.

Einstellungen

In den Systemeinstellungen findet sich ein komplett neuer Bereich, der sich "Anwendungen" nennt. Dort können jetzt zu den installierten Programmen übersichtlich zentrale Einstellungen vorgenommen werden. Konzeptuell erinnert dies stark an mobile Betriebssysteme, so gibt es hier etwa Zugriff auf die Benachrichtigungseinstellungen eines Programms. Spannender wird es dann noch in Zusammenspiel mit dem neuen Paketformat Flatpak: Bei auf diesem Weg ausgelieferten Anwendungen gibt es an dieser Stelle nämlich auch noch Zugriff auf die erteilten Berechtigungen sowie die Optionen den Cache für die betreffende App zu leeren. Die Soundeinstellungen im Kontrollzentrum wurden ebenfalls neu gestaltet.

Die neuen Anwendungseinstellungen von GNOME.
Screenshot: Proschofsky / STANDARD

Vermischtes

Zu den weiteren Neuerungen gehört der Emoji-Support in der On-Screen-Tastatur. Zudem wurde der Reader Mode des GNOME-Browsers (Früher: Epiphany) verbessert, die Farbtemperatur der Night-Light-Funktion kann jetzt manuell eingestellt werden. Darüberhinaus verspricht man noch eine gesteigerte Performance für die Google-Drive-Anbindung des Dateimanagers sowie die automatische Aktivierung der 3D-Beschleunigung bei der Virtualisierungslösung GNOME Boxes (so Host und Gast das beide unterstützen).

Als experimentell bezeichnet man derzeit noch eine weitere Neuerung. Der Support für Displays mit höheren Pixeldichten beschränkt sich jetzt nicht mehr auf ganzzahlige Faktor. Wer den "Fractional Scaling Support" aktivieren will, muss diesen aber noch manuell aktivieren, Details gibt es in einem eigenen Blogposting. Und wer die Nutzung des Bildschirmhintergrunds für Icons vermisst, den verweisen die Entwickler auf eine eigene Erweiterung.

Emoji-Support in der On-Screen-Tastatur.
Grafik: GNOME

Download

GNOME 3.32 steht in Form des Quellcodes der einzelnen Komponenten zum Download. Wie immer obliegt es den diversen Distributionen diese in ihre Softwaresammlung aufzunehmen. Die neue Desktop-Version soll unter anderem in den kommenden Ausgaben von Ubuntu und Fedora landen. (Andreas Proschofsky, 14.3.2019)