Der Österreichische Tennisverband (ÖTV) muss sich nach internen Querelen einen neuen Präsidenten suchen: Werner Klausner hat am Mittwoch angekündigt, dass er sein Amt nach knapp einem Jahr zurücklegen wird. Es ist aktuell gar nicht klar, ob in einer offenbar angestrebten neuen Struktur, ein neuer Präsident nach altem Muster überhaupt gewählt wird.

Eine kleine Gruppe, angeführt vom Wiener Verbandspräsidenten Christian Barkmann, möchte laut Klausner offenbar die Organsation des ÖTV dezentralisieren und auch die Südstadt als Bundesleistungszentrum in dieser Form nicht mehr weiterführen.

Eine kleine Gruppe im Hintergrund

"Im österreichischen Tennis gibt es seit Wochen oder ein paar Monaten eine kleine Gruppe, die im Hintergrund tätig ist und Pläne schmiedet, mit denen ich persönlich und auch das Präsidium überhaupt nichts anfangen kann", sagte Klauser. "Aus meiner Sicht ist es ein sehr gefährlicher Weg, der die Zukunft des ÖTV und des österreichischen Tennissports gefährden könnte", glaubt der Salzburger und stellte klar:"Diesen Weg werde ich ganz sicher nicht mitgehen, dafür stehe ich auch als Präsident nicht mehr zu Verfügung. In den letzten Wochen sind Dinge passiert, die schwer zu reparieren sind. Da sind Messer sehr tief geflogen, es war sehr mühsam und belastend."

Man habe im vergangenen Jahr, Klausner ist seit 18.3.2018 im Amt, mit Ruhe und Sachlichkeit agiert. "Der ÖTV steht wirtschaftlich und strukturell so gut wie noch nie da. Und dann gibt es Menschen mit Eigeninteressen oder Eitelkeiten, die das aufs Spiel setzen und den Verband wieder in die Vergangenheit schießen. Viele bedenken auch nicht, dass der ÖTV da sogar Fördermittel verlieren könnte, sprich auch die finanzielle Zukunft des ÖTV auf dem Spiel stehen könnte", befürchtet Klausner, der nach aktuellem Stand auch bei der Generalversammlung am 24. März in Salzburg nicht mehr anwesend sein wird.

"Duales System"

Bei dieser möchte die Gruppe laut Informationen Klausners eine Statutenänderung bewirken, die die Organisationsstruktur des ÖTV dezentralsieren soll und dem Länderkuratorium mehr Macht geben soll. "Die Pläne sehen teilweise so aus, dass man die Südstadt als Bundesleistungszentrum zerschlagen will und komplett auf Individualförderung österreichweit umstellen will. Das würde das Ende der Zusammenarbeit mit Wolfgang Thiem und mit Günter Bresnik bedeuten", so Klausner. "Wenn wir einen der besten und erfolgreichsten Trainer der Welt in der Südstadt haben: warum kann man mit ihm nicht zusammenarbeiten?", fragte Klausner.

Das Credo des ÖTV sei ein "duales System" gewesen. "Eine starke Südstadt, ein Zentrum, wo sich die Besten der Besten messen können, sowie parallel auch Spieler fördern, die irgendwo in Österreich unterwegs sind."

"Frontalangriff"

Klausner hofft, dass es bei der anstehenden Generalversammlung "noch genügend Leute gibt, die das (die Änderungen) bei der Abstimmung verhindern." Der Vorstoß der Gruppe, die sich laut Klausner in geheimen Treffen formiert habe, sei ein "Frontalangriff gegen die aktuelle ÖTV-Führung".

An der wirtschaftlichen Stärke, so versichert Klausner auf Nachfrage, könne es nicht liegen. "Wir haben 2017 den Hauptsponsor verloren, innerhalb kürzester Zeit den Hauptsponsor kompensiert plus noch mehr Einnahmen lukrieren können", sagte der Noch-Präsident.

Klausner war am 18. März des Vorjahres mit großen Plänen und bei ihm georteter "gewaltiger Aufbruchstimmung" in sein Amt gestartet. Der 52-jährige Salzburger wollte den Verband dank eines fertigen Masterplans auch organisatorisch erneuern. Offene Kritik erhielten er und sein Präsidium vergangenes Jahr wegen einer Stimmenthaltung des ÖTV bei der wichtigen ITF-Entscheidung über die Zukunft des Davis Cups in Florida.

Verwunderung

Laut ÖTV-Vizepräsidentin Christina Toth, die im Verband für Rechtsangelegenheiten zuständig ist, ist es vom Vereinsgesetz her vorgeschrieben, dass es ein "Leitungsorgan mit zumindest zwei Personen" gibt sowie eine Mitgliederversammlung. Ihre persönliche Meinung über die Entwicklung wollte die Anwältin nicht öffentlich kundtun.

Ähnliches gilt für ÖTV-Geschäftsführer Thomas Schweda, der in seiner Funktion weder dem Präsidium noch dem Länderkuratorium angehört.

Christian Barkmann, Initiator des von manchen als "Putsch" bezeichneten Vorgangs, zeigte sich im Kurier-Interview verwundert über manche Interpretationen: "Wir können schon aufgrund der Förderungen und laufenden Verträge die Zusammenarbeit mit (Günter) Bresnik nicht beenden." Der Wiener Verbandspräsident sieht das "Verstärken der Individualförderungen" als Hauptziel. Für ihn sind "die Bundesländer der Verband". Das Länderkuratorium soll bei der Generalversammlung am 24. März, die exakt in Elixhausen stattfindet, nach einer Statuenänderung die Führung des ÖTV übernehmen. (APA, 13.3.2019)