Koryphäe der Schlafforschung und auf der paraguyanischen Harfe: Birgit Högl.

Foto: Med Uni Innsbruck

Sich beruflich mit Schlaf zu befassen wäre Birgit Högl (56), der designierten Präsidentin der Weltschlafgesellschaft, im Traum nicht eingefallen. Anfang der 1980er-Jahre hatte die gebürtige Bayerin das Studium der romanischen Literaturwissenschaften in München inskribiert. Doch durch die regelmäßige Lektüre der Wissenschaftsseiten "in guten Tageszeitungen" wurde ihr Interesse für die Neurowissenschaften geweckt. Und so wechselte sie kurzerhand das Studienfach, um sich fürderhin der Neurologie zu widmen.

Es war ein mehrjähriger Forschungsaufenthalt in Südamerika Mitte der 90er-Jahre, der sie letztlich zur Schlafforschung brachte. Sie untersuchte in Buenos Aires die Wechselwirkungen zwischen Parkinson und Schlaf. 1999 übernahm sie schließlich die Leitung des Schlaflabors an der Neurologie der Universitätsklinik Innsbruck. Högl gilt heute als eine der weltweit führenden Schlafforscherinnen. Mit und dank ihr entwickelte sich auch das Innsbrucker Institut zu einem international führenden Zentrum dieser Disziplin.

Harfe verstaubt aus Zeitgründen

Die Tochter einer Salzburgerin und eines Münchners hat in Tirol ihr Zuhause gefunden und ist mittlerweile selbst offiziell Österreicherin. Doch ihr Sehnsuchtsort bleibt Südamerika. Wäre sie nicht Schlafforscherin, so würde sie am liebsten als Musikethnologin ihren Lieblingskontinent bereisen. Der Karriere wegen hat sie ihr unkonventionelles Hobby, das Musizieren auf der paraguayischen und der venezolanischen Harfe, vorübergehend sein lassen müssen. Es fehlt ihr schlichtweg die Zeit.

Stattdessen revolutioniert sie mit ihrer Forschung die Wissenschaft vom Schlaf. Högls Fachgebiet sind vor allem das Restless-Leg-Syndrom und die REM-Schlaf-Verhaltensstörung. Denn Schlaf ist nicht nur das Fenster zum Gehirn, er bietet sogar bislang ungeahnte Ausblicke auf die Zukunft. Anhand der Beobachtung von Schlafstörungen vermag Högl mehr als zehn Jahre vorab diverse neurodegenerative Erkrankungen quasi vorauszusagen.

Sie selbst schläft trotz ihrer vielen Pflichten – erst Anfang des Jahres wurde sie in Innsbruck zur Professorin für Neurologie berufen – super, wie sie sagt. Das ist auch ihr zentraler Ratschlag für ein gesundes Leben: viel und ausreichend schlafen. Sieben bis neun Stunden sind das Optimum. Ab September wird sie für zwei Jahre die Präsidentschaft der Weltschlafgesellschaft innehaben und für weltweit besseren Schlaf sorgen. (Steffen Arora, 14.3.2019)