Vizekanzler Heinz-Christian Strache war Gast bei Corinna Milborn in "Pro &Contra".

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Dopingskandal, Mindestsicherung, Sicherungshaft: Es galt einiges abzuarbeiten für Heinz-Christian Strache bei Corinna Milborn in "Pro & Contra" auf Puls 4 am Mittwoch. Also frisch ans Werk, sagten sich beide und packten es an. Der Verlauf war erwartbar.

Einzeltäter

Thema Nummer eins: Doping. Besonders ungerecht sei es, sagte Strache, trotz der Ermittlungsergebnisse "den Verband, die Trainer oder alle Sportler" in "dieses schlechte, schiefe Licht zu rücken". Das hatte bis dahin auch noch niemand getan. Die Sportler hätten "von sich aus gedopt". Die Frage nach dem System? War nicht.

Ausgangssperren

Thema Nummer zwei: Sicherungshaft. Nächtliche Ausgangssperren seien zu befürworten, argumentierte Strache und zog einen interessanten Vergleich mit Kuraufenthalten, wo man auch "ab einer gewissen Zeit im Kurheim" zu sein habe. Das Vorpreschen des burgenländischen Landeshauptmanns Hans Peter Doskozil, die Sicherungshaft gleich auch auf potenziell gefährliche Österreicher auszuweiten, war dem Vizekanzler willkommene Gelegenheit für SPÖ-Schelte. Aufgelegt. Dass in dem Zusammenhang ausgerechnet Strache an die Menschenrechte erinnerte, wo doch seine Partei lieber ein "Heimatrecht" hätte, überraschte.

Ausländerthema

Thema Nummer drei: Mindestsicherung. Bei der Frage, ob die neue Sozialhilfe mit 43 Euro ab dem dritten Kind nicht zu wenig sei, schwenkte Strache routiniert auf das Ausländerthema um. Wie viele "tschetschenische Großfamilien" es sich mit 3.000 Euro monatlich gutgehen lassen, ließ sich an dem Abend nicht eruieren.

PR-Ausgaben von 39 Millionen Euro hielt Strache im Sinne des gesteigerten Mitteilungsbedürfnisses der Regierung angesichts ihrer Großtaten für vertretbar. Mit Papamonat und EU-Wahlkampf tröpfelte es am Ende etwas aus. Persönlich erfuhr man, dass Strache kein Feminist ist, aber als Kind schon auch einmal die Schule geschwänzt hat.

Märchen von den Gebrüdern Grimm

Milborn war wie immer gut vorbereitet, viele Antworten hatte sie antizipiert und Einspieler vorbereitet. Als etwa Strache die Qualität der Dopinggesetze betonte, kam prompt die Expertenmeinung von Antidopingkämpfer Wilhelm Lilge ein: "Wenn schon Märchen, dann Gebrüder Grimm."

Bleibt nur die Sendezeit zu bemängeln: Selbst wenn man diese Politsendungen nur als Prestigeprojekte betrachtet, so hätten sie doch einen besseren Programmplatz verdient. 22.50 Uhr ist selbst der Nische nicht würdig. Selbiges gilt übrigens für die Interviews mit den Spitzenkandidaten bei der EU-Wahl, sonntags um neun Uhr früh. (Doris Priesching, 14.3.2019)