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Foto: Wizards of the Coast

Im vergangenen Jahr konnte mit Jess Estephan die erste Frau ein hochdotiertes Magic: The Gathering-Turnier gewinnen. Noch nie zuvor war eine Spielerin siegreich aus einem Grand Prix hervorgegangen – der Königsklasse des Kartenspiels. Anstatt netter Kommentare oder Gratulationsgrüßen erreichten 23-Jährige zahlreiche Hassnachrichten. So wurde sie als "fett" und "hässlich" bezeichnet und dass sie die Aufmerksamkeit absolut nicht verdiene. "Ich war also nicht hübsch genug um gut bei einem Spiel zu sein, das ich liebe", schrieb Estephan.

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"Wenn ich jetzt aufgebe, werden sie gewinnen"

Allerdings bekam die Frau zur gleichen Zeit auch aufmunternde Nachrichten von Magic: The Gathering-Spielerinnen. Sie halfen der 23-Jährigen auch dabei, wieder Mut zu fassen und weiterzumachen. "Wenn ich jetzt aufgebe, werden die gewinnen. Ich habe mein Leben lang damit verbracht, mich zu beweisen. Wofür und wem? Gegenüber allen, die angezweifelt haben, dass ich das schaffe", führte die Spielerin weiter in einem Blog-Eintrag aus. Heute wird Estephan fürs Spielen von Magic: The Gathering bezahlt. Frauen sind bei dem Kartenspiel aber nach wie vor sehr rar.

Keine einzige Frau bei neuer E-Sports-Liga

Laut Schätzungen des Herstellers sollen 38 Prozent der Magic-Spieler Frauen sein. Die Realität dürfte aber weit darunter liegen. Eine bekannte Spielerin schätzt etwa, dass weniger als fünf Prozent der Spieler weiblich sind. Bestätigt wird dies durch die erste Saison der Magic Pro League – eine Art E-Sports-Liga. Sämtliche 32 Teilnehmer sind nämlich Männer. Mit Play It Forward gibt es bereits eine Initiative, mehr Frauen für das Spiel zu begeistern. Bei jedem Grand Prix gibt es für Frauen zusätzliche Preise. Auf diesem Weg sollen auch mehr Spielerinnen bei einem Turnier mitmachen.

Aus Studie zu Schach gelernt

Inspiriert wurde die Initiative durch eine Studie der Royal Society aus dem Jahr 2009 zum Frauenanteil im professionellen Schach. Dort wurde nachgewiesen, dass es kaum weibliche Schachgroßmeister gibt, weil nur sehr wenige Frauen bei Turnieren mitmachen. Auf 16 Männer bei kompetitiven Wettbewerben fällt nur eine Frau. Bei Magic: The Gathering soll diese Schere noch ausgeprägter sein. Auf 50 Männer trifft nur eine Frau bei Turnieren. Mit Play It Forward soll diese Schere geschlossen werden.

Barrieren für Frauen

Gegenüber Kotaku haben auch Spielerinnen erklärt, dass sie aufgrund der Kultur bei Turnieren von einer Teilnahme zurückschrecken. Man würde sich als Frau wie ein Alien vorkommen und hätte auch Probleme, ein Hotelzimmer zu finden, das man eventuell mit einer anderen Teilnehmerin oder einem Teilnehmer teilen könnte. Zudem würden Frauen laut der Initiatorin von Play It Forward sich auch damit abfinden, die beste Frau in der lokalen Community zu sein. Auf diesem Wege würden Spielerinnen selber niedrigere Erwartungen an sich legen – da sie ja nur "gut für eine Frau sind".

Für Frauen ist es schwierig, einen Mentor zu finden

Weitere Spielerinnen berichten auch davon, dass sie schon unangenehme Erfahrungen bei Turnieren hatten und es auch einen Mängel an Mentoren gibt. "Ich denke, dass es wirklich sehr schwierig ist, einen sehr guten Spieler zu finden, der einen wachsen und reüssieren sehen will", sagt Teresa Pho, eine angehende Pro-Spielerin. Sie erlebte, dass es für Männer einfacher ist, einen Mentor zu finden.

DER STANDARD

Hersteller kennt das Problem

Magic-Hersteller Wizards of the Coast ist dieses Problem bewusst. In den vergangenen Jahren hat das Unternehmen immer wieder versucht, die wenigen Frauen der kompetitiven Szene öffentlich zu machen. Die zwei besten Spielerinnen wurden etwa eingeladen, um neue Karten zu erstellen und zu designen. Hinsichtlich der Magic Pro League habe man aber die besten 32 Spieler der vergangenen Saison in die Liga eingeladen. "Es war für uns wirklich traurig, dass keine einzige Frau in der Liste aufgetaucht ist", sagte Elaine Chase, Vizepräsidentin von Wizards of the Coast. (red, 14.3.2019)