Hermann Mucke in der Urania-Sternwarte im Jahr 1981.

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Mucke 2011 bei einem seiner Vorträge – wie so oft am Dach des Wiener Flakturms im Esterhazypark.

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Wien – Unser letztes Telefonat hätte nicht typischer sein können: Eine Computerpanne – aufgetreten, als Hermann Mucke den jüngsten Beitrag für die Traditionsrubrik "Sternenhimmel des Monats" an den STANDARD übermittelte – war der banale Anlass gewesen. Doch es geriet zu einem faszinierenden Gespräch über die Astronomie im Allgemeinen und die gerade aktuelle chinesische Mission zur Rückseite des Mondes im Besonderen. In jedem Satz schwang die unverminderte Begeisterung des Mannes für das Thema mit, dem er sein Leben gewidmet hatte. Eine Begeisterung, die andere unweigerlich mitriss und ihn so zum fraglos wichtigsten astronomischen Volksbildner Österreichs machte.

Die Sterne sind für alle da

Am 1. März 1935 in Wien geboren, besuchte Hermann Mucke als Gymnasiast die legendären "Sternabende" des Wiener Astronomen Oswald Thomas. Die Entscheidung für ein Astronomiestudium an der Uni Wien erschien danach geradezu zwangsläufig, dazu studierte Mucke auch Physik an der TU Wien. Mit der Gründung der Astronomischen Volksbildungsstelle Flakturm im Esterhazypark von Wien-Mariahilf beschritt Mucke 1954 den Weg zum Volksbildner, den er zeitlebens weiterverfolgen sollte. Auch wenn zu Beginn wirtschaftliche Zwänge durchaus eine Rolle gespielt hatten: "Ich musste etwas verdienen", erinnerte er sich später, als der anfängliche Beruf längst zur Berufung und zur Lebensaufgabe geworden war.

1963 übernahm er das einst von Thomas gegründete Astronomische Büro und führte es zusammen mit seiner Frau Ruth Mucke weiter. 1964 wurde er zudem Leiter des Planetariums im Prater, wo er bis zu fünf Führungen pro Tag anbot. Knappe Mittel konnte er mit seiner Improvisationsgabe und der für ihn typischen Mischung aus Sachkompetenz und Humor ausgleichen.

1971 übernahm Mucke zusätzlich die Leitung der Urania-Sternwarte. Außerdem gab er seit 1958 die astronomische Monatsschrift "Der Sternenbote" heraus, zudem auch das astronomische Jahrbuch "Österreichischer Himmelskalender". In dem 1997 von ihm und seinen Mitarbeitern eingerichteten Sterngarten Georgenberg in Wien-Liesing bot er regelmäßig Führungen an. Sein Spezialgebiet waren dabei die "Dinge, die jedermann bei gutem Wetter und freiem Auge am Himmel sehen konnte", etwa Mondphasen und Eklipsen. Er publizierte auch gemeinsam mit Jean Meeus je einen Kanon der Sonnen- und Mondfinsternisse der vergangenen 2.000 und der nächsten 2.500 Jahre.

Kein Ausruhen im Ruhestand

Sowohl das Planetarium als auch die Urania-Sternwarte führte Mucke bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2000 – dem Jahr, in dem nach ihm der Asteroid (7074) Muckea benannt wurde. Mit Ruhestand hatte der offizielle Status als Pensionist freilich nichts zu tun: Das Astronomische Büro, der "Sternenbote" und die Vorträge und Führungen im Sterngarten, all das lief mit unvermindertem Engagement weiter. Auch seine "Sternenhimmel"-Beiträge im STANDARD erschienen bis zuletzt, wie jeden Monat seit Juni 1992.

Ehe er bei unserem Gespräch wieder auf die chinesische Mondmission zu sprechen kam und sich hocherfreut über gerade erst eingetroffene neue Informationen zeigte, räumte Hermann Mucke mit der ihm eigenen Leichtigkeit ein, dass all dies eines Tages natürlich enden werden müsse. Dieser Tag ist nun leider gekommen: Am 12. März 2019 ist Hermann Mucke im Alter von 84 Jahren gestorben. Das Wissen aber, das er anderen vermittelt hat, wird bleiben. (Jürgen Doppler, 14.3.2019)