Der Ecstasykonsum war im Jahr 2018 in belgischen und niederländischen Städten am höchsten, vor allem Antwerpen und Amsterdam gelten als Hotspots.

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Den Drogenkonsum zu eruieren ist alles andere als einfach. Befragungen sind wenig zuverlässig, da die Antworten, die gemäß der gesellschaftlichen Akzeptanz gegeben werden, die Ergebnisse verzerren. Deshalb wird zunehmend auf eine Methode zurückgegriffen, für die keine Studienteilnehmer notwendig sind. So können etwa durch die Analyse von Abwässern drogenassoziierte Indikatoren im Urin und darin enthaltene Metaboliten – also jene Substanzen, die beim Abbau von Drogen durch den Körper gebildet werden – exakt entschlüsselt werden.

Seit dem Jahr 2010 gibt es ein europaweites Netzwerk, das einheitliche und internationale Standards für diese Analyse festlegt. Konkret wird die Konzentration der illegalen Substanzen Kokain, Amphetamin (Speed), MDMA (Ecstasy) und Methamphetamin (Crystal Meth) in 84 Städten und Regionen aus 20 europäischen Ländern ermittelt.

Berauschtes Wochenende

Die Ergebnisse für 2018 deuten darauf hin, dass der Kokainkonsum in den Städten West- und Südeuropas, insbesondere in Belgien, den Niederlanden, Spanien und dem Vereinigten Königreich, am höchsten ist. In den meisten untersuchten osteuropäischen Städten stellte das aufputschende Betäubungsmittel nur ein Randphänomen dar. Im Gegensatz dazu wird Crystal Meth vor allem in Tschechien und der Slowakei konsumiert, eine steigende Tendenz zeigte sich auch im Osten Deutschlands, in Spanien und Finnland.

Bei den Amphetaminen zählten die Städte im Norden und Osten Europas zu den Spitzenreitern, in Südeuropa dürfte Speed nur eine geringe Rolle spielen. Der Konsum von MDMA (Ecstasy) war in belgischen und niederländischen Städten am höchsten, ein deutlicher Anstieg konnte vor allem in Antwerpen und Amsterdam beobachtet werden.

Neben den geografischen Mustern des illegalen Drogenkonsums wurden auch Konsumschwankungen im Wochenverlauf ermittelt. Mehr als drei Viertel der Städte zeigten rund ums Wochenende – also zwischen Freitag und Montag – eine höhere Belastung mit Amphetamin, Benzoylecgonine (Kokain-Metabolit) und MDMA im Abwasser als an den restlichen Wochentagen. Im Gegensatz dazu war der Konsum von Crystal Meth über die ganze Woche relativ gleichmäßig verteilt. Ein Grund dafür dürfte in dem hohen Suchtpotenzial der synthetischen Droge liegen.

Österreichische Region im europäischen Mittelfeld

Die Analyse für Österreich wurde durch die Gerichtsmedizin der Med-Uni Innsbruck durchgeführt. Das Abwasser der fünf Kläranlagen Innsbruck, Hall-Wattens, Hofsteig, Millstättersee und Bozen (Südtirol) stammte von insgesamt 70 Gemeinden mit rund 514.000 Einwohnern. Damit können Aussagen über den Drogenkonsum von 31 Prozent der Tiroler, 18 Prozent der Vorarlberger, zehn Prozent der Kärntner und 30 Prozent der Südtiroler gemacht werden. Erstmals wurden auch Daten über THC, das in Cannabis enthalten ist, erhoben.

"In jeder Kläranlage konnten wir Drogenrückstände nachweisen. Unterschiede gibt es bei der Pro-Kopf-Menge sowohl auf Ebene der untersuchten Substanzen als auch auf Ebene der einzelnen Kläranlagen. Die höchste Pro-Kopf-Menge an Drogen war im Innsbrucker Abwasser zu beobachten. Nur bei Kokain lag das Bozner Abwasser vorn", sagt Herbert Oberacher, Leiter des forensisch-toxikologischen Forschungslabors in Innsbruck.

Die Abwasseranalysen ergaben, dass im Vorjahr insgesamt sechs bis 15 Gramm Drogen pro Tag pro 1.000 Einwohner konsumiert wurden. Über 90 Prozent dieser Menge entfiel auf THC, der Anteil von Kokain lag zwischen vier und acht Prozent. Im Bozner Abwasser war der relative Anteil von Kokain höher (82 Prozent THC und 18 Prozent Kokain). Amphetamin, MDMA und Methamphetamin machten insgesamt weniger als ein Prozent der nachgewiesenen Drogenmengen aus. Das Fazit von Oberacher: Die österreichische Region liegt bei allen analysierten Substanzen im europäischen Mittelfeld. (red, 15.3.2019)