Haben Sie immer Glück bei Verkehrskontrollen? Oder geht bei Ihnen immer alles schief? Rasten Sie schon aus, wenn Sie nur einen Polizisten sehen?

Foto: Elmar Gubesch

Ich habe, auf der Autobahn, die Tafel mit dem Hunderter schlicht übersehen. Das ist übrigens auch eine der wenigen Grundvoraussetzungen, mich beim Schnellfahren zu erwischen. So bin ich also statt mit den erlaubten 100 km/h mit 118 km/h gelaserpistolt worden. Keine zehn Minuten von daheim entfernt. Zwei Herren halten uns auf, einer fragt, ob ich wisse, warum ich angehalten wurde. Ich verneine und gebe ihm die Papiere. Er klärt mich auf, dass ich zu schnell gewesen sei, weil da eben Hundert, und ich eben nicht Hundert… Das ist der Moment, wo sich meine Frau über mich drüberbeugt, um beim Fahrerfenster raus, den Polizisten sehen zu können, und sagt mitleiderregend: "Es ist alles meine Schuld. Ich muss nämlich dringend aufs Klo."

Die Entschädigung

Der Ordnungshüter bückt sich, schaut meine Frau an, schaut mich an. "Geschossen haben wir Sie auf Höhe der Raststätte. Dort hätten Sie ja anhalten können." Ich gehe in Deckung, weil ich weiß schon was jetzt kommt – nur zur Erklärung, die Gute musste wirklich dringend aufs Klo, und das ist fast so schlimm, wie wenn sie Hunger hat, aber schlimmer, viel schlimmer als wenn sie müde ist. Mit einer Fratze der Empörung zischt sie den Polizisten an: "So dringend ist auch nicht, dass ich auf so ein Raststättenhäusl geh." Fragen Sie mich nicht, was ich bezahlen musste. Aber der mitleidige Blick des Polizisten hat mich für alles entschädigt.

Noch einmal Schnellfahren. Ebenfalls unabsichtlich. Ich habe gerade einen Sportwagen zur Bearbeitung übertragen bekommen. Schnell, laut und hart wie Marmor. Außerdem ist er so übersichtlich wie der Abspann im Kino. Und während ich mich noch ein wenig zurecht finde, drei Gassen, nachdem ich das Auto ausgefasst habe, wachelt er schon. Ein Junger. Die müssen sich ja oft auch noch bewiesen, habe ich gehört. Er hat die Radarpistole noch in der Hand. Ich greife gerade nach meinem Führerschein und sage kleinlaut: "Grad hab ich versucht zu schauen, wie schnell ich bin, aber der Tacho liegt so deppert hinter dem Lenkradl…" Er grinst. "Wie schnell waren S’ denn?" – "Boah", sag ich, "Ich habs kaum dersehen, aber ich fürcht, ich fürcht, ein Sechzga wirds schon gewesen sein." Er grinst. Nicht überheblich. Er schaut aufs Auto. "Der ist noch nicht alt", sagt er mehr als er fragt. "Nein", sag ich. "Ich fahr ihn seit 300, 400 Metern. Das ist neuer Rekord, dass ihr mich so schnell erwischt habt." Er grinst noch mehr, dreht die Radarpistole so zu mir, dass ich auf die Anzeige schauen kann und sagt: "Was für ein schöner Zufall. Sie haben auch einen Rekord aufgestellt. So schnell war hier und heut noch keiner. Ich hab übrigens zum Schießen aufghört, da haben Sie noch beschleunigt. Das toppt heut eh keiner mehr." Die Warnweste hab ich dann übrigens auch nicht gefunden.

Genug jetzt!

Aber bevor ich Ihnen jetzt von der Verfolgungsjagd am Motorrad erzähle, bei der ich versucht habe einem Motorradl-Kieberer zu entkommen, weil ich ihn mit einem Freund verwechselt habe, der nicht sehr gut Motorrad fährt, und den ich abschütteln wollte – zumindest bis er nach ein paar Kilometern das Blaulicht aufgedreht hat, oder dem einen Mal, wo man mich an der Grenze in Spielfeld mit dem Alfa Romeo 8C Cabrio aufgehalten hat, weil ich das Kennzeichen nicht vorne montiert, sondern im Beifahrer-Fußraum umakugeln hatte, sind jetzt bitte Sie dran.

Welche komischen Erlebnisse hatten Sie mit der Exekutive? Was ging gut, was ging schlecht aus? Blieb ihnen mehr als einmal das Lachen im Hals stecken? Fallen Sie immer auf die Butterseite oder fahren Sie gar derartig diszipliniert, dass sie seit Jahrzehnten weder Strafe bezahlt haben, noch angehalten wurden? Ach, da fällt mir noch die Geschichte mit dem X-Bow ein. Doch halt, nein, jetzt sind bittschön Sie dran. (Guido Gluschitsch, 23.3.2019)