Post-Chef Georg Pölzl ist dabei, Post- und Bawag-Filialen auseinanderzudröseln.

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Wien – Das vorgezogene Ende der Kooperation der teilstaatlichen Post AG und der Bawag Bank wird voraussichtlich doch erst 2020 vollständig Realität werden. Heuer sollen die Filialen nach und nach "entflochten" werden. Bis Ende nächsten Jahres wolle man noch gemeinsam Dienstleistungen anbieten, sagte Post-Chef Georg Pölzl bei der Präsentation der Geschäftszahlen am Donnerstag.

Nach dem Scheitern der geplanten Zusammenarbeit mit der deutschen Fintech Group bleibt die Frage der Bawag-Nachfolge weiterhin ungeklärt. Zu möglichen Alternativen äußerte sich Plözl vorerst nicht. Auf die Nachfrage, ob im Raum stehe, eine eigene Bankenkonzession zu beantragen, blieb der Vorstandsvorsitzende vage. Tags zuvor habe man bei der Vorstandsklausur über verschiedene Optionen diskutiert.

Eigene Banklizenz im Gespräch

Ohne Kooperationspartner Finanzdienstleistungen anzubieten sei aber nicht denkbar, so Pölzl. Bereits bei den Absprachen mit Fintech war eine eigene Bankengründung im Gespräch – wobei die Post AG die Mehrheit der Beteiligungen gehalten hätte. Der Sektor der Finanzdienstleistungen macht drei Prozent des Gesamtumsatzes des Konzerns aus. Die Frage der Nachfolge sei daher überbewertet, sagt Pölzl.

Neben der Suche nach einem Bawag-Nachfolger beschäftigt den Chef der Konzernentwicklung die Übernahme des deutschen Paketversandanbieters DHL. Die Wettbewerbsbehörden in Österreich und Deutschland müssen dem Deal erst noch zustimmen. Gemeinsam mit DHL würde die Post AG dann auf einen Marktanteil von etwa 70 Prozent kommen. Im Kartellrecht in Österreich wird bereits bei 30 Prozent von einer marktbeherrschenden Stellung ausgegangen. Pölzl erwartet allerdings eine positive Entscheidung. Unter anderem der Markteintritt von Amazon führe zu deutlich mehr Konkurrenz im Paketversandgeschäft. Bei der Übernahme ändere sich zudem nur der Transport auf der "letzten Meile". Sobald DHL-Pakete über die Grenze nach Österreich gelangen, werden diese dann von der hiesigen Post AG weiterbearbeitet.

Kein Stellenabbau

Über die Kosten der Übernahme hielt sich Pölzl bedeckt. Man bezahle natürlich für die Infrastruktur, über die Höhe der Kosten sei zwischen den Unternehmen jedoch Stillschweigen vereinbart worden. Alle DHL-Mitarbeiter sollen beim Zusammenschluss weiter beschäftigt bleiben und in den Postkonzern eingegliedert werden.

Weiterhin Thema beim Postkonzern sind die von der Datenschutzbehörde für unzulässig erklärten Kundendatensammlungen. Mehrere Tausend Auskunftsersuchen von potenziell Betroffenen sind seit Bekanntwerden der Datenspeicherung eingegangen. Der Konzern hatte widerrechtlich die Parteiaffinität von Kunden gespeichert. Die Daten seien nach der Entscheidung der Datenschutzbehörde gelöscht worden, so Pölzl. Trotzdem halte er es für ein von den Medien hochgekochtes Problem mit überschaubarer Relevanz. Die Plattform Cobin Claims kündigt derweil eine Schadenersatzsammelklage von Betroffenen an.

Bonus für Mitarbeiter

Die Geschäftszahlen für das Jahr 2018 sind weniger kontrovers. Im neunten Jahr in Folge konnte die Post AG einen Ergebnisgewinn verbuchen. Dieser legte um 1,5 Prozent auf 210,9 Millionen Euro zu. Der Vorstand wird daher bei der Hauptversammlung im April eine Erhöhung der Dividende von 1,5 Prozent vorschlagen. Das spüren auch die Mitarbeiter. Die Gewinnprämie steigt auf 889 Euro pro Angestellten.

Der Post-Markt ist trotzdem international weiter unter Druck. Der Brief- und Werbemarkt wird zunehmend von Onlinediensten überholt. Der Paketversand boomt dagegen und kompensierte durch ein Wachstum von 11,5 Prozent den Verlust beim Briefgeschäft von 2,5 Prozent. "Es war ein sehr gutes Jahr, aber auch ein sehr schwieriges", zieht Pölzl Bilanz. (Julian Giera, 14.3.2019)