Tel Aviv – Kurz nach 21 Uhr heulten in Tel Aviv und den Nachbarorten die Sirenen – kurz darauf ertönte ein lauter Knall – als hätte der Abfangschirm Iron Dome eine Rakete vom Himmel geholt. Die Armee aber bestätigte kurz darauf nur, dass zwei Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert wurden.

Der Iron Dome hätte keine davon abgefangen. Unklar bliebt zunächst, welche Gruppe hinter dem Abschuss steckte, Medien berichteten anfänglich, es handele sich um den Islamischen Jihad. Dieser bekannte sich aber zunächst nicht zu dem Angriff.

Während es im Süden des Landes, entlang des Gazastreifens, immer wieder Raketenalarm gibt, gilt der Beschuss der Metropolregion als rote Linie. Das letzte Mal, dass Raketen auf Tel Aviv flogen, war während des Gazakrieges 2014. Alles deutet darauf hin, dass Israel nach dem Beschuss am Donnerstagabend hart reagieren wird: Kurze Zeit nach dem Alarm machte sich Premier Netanjahu, der auch Verteidigungsminister ist, auf den Weg zu einer Notfall-Sicherheitsbesprechung im Armeehauptquartier in Tel Aviv.

Berichten zufolge verließ eine ägyptische Delegation auf Aufforderung Israels den Gazastreifen. Die Delegation war am Donnerstag in den Küstenstreifen gereist, um eine langfristige Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas auszuhandeln. Und auch die Hamas soll ihre militärischen Posten am Donnerstagabend evakuiert haben. Tel Avivs Bürgermeister Ron Huldai teilte mit, dass die städtischen Bombenschutzkeller geöffnet werden.

Proteste im Gazastreifen

Im Gazastreifen hatte die Hamas Medienberichten zufolge am Donnerstagabend Proteste aufgelöst, bei denen es um die Forderung nach besseren Lebensbedingungen im Küstenstreifen gegangen sein soll. Auch Reifen hätten die Demonstranten angezündet. Öffentliche Kundgebungen dieser Art sind in Gaza äußerst selten und ungewöhnlich. Wenige Minuten vor dem Raketenabschuss titelte das israelische Online-Medium Ynet: "Während die Gaza-Bewohner gegen hohe Lebenskosten protestieren, könnte die Hamas einen Angriff auf Israel zur Ablenkung nutzen."

Seit dem Beginn der gewaltsamen Gaza-Proteste entlang des Grenzzauns am 30. März 2018 kam es in den vergangenen Monaten immer wieder zu Eskalationen. Auch Ballons mit Brandsätzen fliegen seither regelmäßig in israelisches Gebiet und haben bereits zahlreiche Feuer verursacht.

Im vergangenen Sommer spitzte sich die Lage mehrmals dramatisch zu, ein Krieg konnte aber jedes Mal abgewendet werden. Zuletzt wurden am Wochenende Geschoße auf den Süden Israels abgefeuert, die Armee reagierte mit dem Beschuss von Stellungen der radikal-islamischen Palästinenser-Organisation Hamas im Gazastreifen. (Lissy Kaufmann aus Tel Aviv, 14.2.2019)