Das Projekt Wonderwoods in Utrecht wurde auf der Mipim zum "Future Project of the Year" gekürt. Es besteht aus zwei Türmen von MVSA Architects und Stefano Boeri Architetti. An den Fassaden wachsen Pflanzen und sogar Bäume. Bisher aber nur auf Visualisierungen. Bald soll es mit dem Projekt, in dem es Wohnungen, Büros und Geschäfte geben wird, aber ernst werden: Die Fertigstellung ist für 2022 geplant.

Visualisierung: Stefano Boeri, MVSA Architects

Zum 30. Mal fand die Mipim heuer statt.

Foto: V. Desjardins / Image & Co

Ban Ki-moon war da. Der ehemalige UN-Generalsekretär war nach Cannes gekommen, um der vereinten Immobilienwelt ins Gewissen zu reden: "Die Uhr tickt", man habe eigentlich gar keine Zeit mehr, um den Klimawandel in den Griff zu bekommen. Die Immobilienbranche solle sich ihrer Verantwortung bewusst werden und alles unternehmen, um die Katastrophe noch abzuwenden.

"Die Uhr tickt", mag sich aber auch der eine oder andere Immobilienprofi auf der viertägigen Immobilienmesse in Cannes gedacht haben. Überlieferungen österreichischer Teilnehmer zufolge war das Grand Auditorium während Bans Rede (DER STANDARD reiste da gerade erst an) eher schütter besetzt. Denn es galt ja auch, Gespräche und Verhandlungen mit Investoren zu führen. Genau dafür wurde die Mipim schließlich vor 30 Jahren ins Leben gerufen. Damals kamen ein paar Tausend Vertreter des internationalen Immo-Business an die Côte d'Azur; heuer waren es mehr als 26.000.

Zumindest seit zwei Jahrzehnten ist die Mipim ein wichtiges Stimmungsbarometer der Branche, für viele auch das wichtigste. Was zeigt es aktuell an? "Das Messergebnis ist eindeutig", meint Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter von EHL Immobilien und einer von knapp 300 österreichischen Teilnehmern der heurigen Mipim. "Die führenden Immobilienunternehmen und -experten sind weiter ausgesprochen optimistisch, die Nachfrage nach Immobilien aller wichtigen Kategorien ist sowohl seitens der Mieter als auch seitens der Investoren ausgezeichnet, und auch die leichte Eintrübung der Konjunkturaussichten wird die Entwicklung des Gesamtmarkts nicht beeinträchtigen."

Opern und andere Legenden

Die Marktteilnehmer würden "zwar offensiv, aber nicht euphorisch, sondern sehr rational" agieren, so Ehlmaier. "Das ist eine sehr gesunde Mischung", er prophezeit eine stabile Aufwärtsentwicklung in den kommenden Jahren.

Ob der eine oder andere "Auftritt" auf der Messe aber nicht doch manchen Teilnehmer schon wieder sehr an den Anfang vom Ende denken ließ? So wie 2006 und 2007, jene Jahre, in denen die Mipim im sonnigen Süden Frankreichs ein einziges rauschendes Fest, eine einzige große Party gewesen sein soll? Die Stadt Moskau ließ beispielsweise heuer zusätzlich zu ihrem riesigen Festzelt im Freigelände auch ein Ensemble der Moskauer Oper einfliegen, das eine Art Opernpotpourri namens "Legends of Moscow Opera" darbot. Und die Yachten der Investoren, Entwickler und Anwaltskanzleien füllten auch heuer wieder den alten Hafen beim Palais des Festivals gut aus.

Freilich, es galt eben ein Jubiläum zu feiern. 30 Jahre lang findet die Mipim schon in Cannes statt, weitere fünf Jahre werden es ganz sicher, denn der Vertrag mit der Stadt wurde vor fünf Jahren, zum 25. Jubiläum, bis 2024 verlängert.

Blick in die Zukunft

Zum 30. Geburtstag nahm man sich vor, einen "Blick in die Zukunft" zu unternehmen. Das gelang auch mit Abstrichen, die Interessen der Teilnehmer – siehe Ban Ki-moons Rede – waren sehr ungleich verteilt. Digitalisierung ist seit ein paar Jahren ein großes Thema, auch heuer gab es wieder eine "Mipim Startup Competition", in der zahlreiche aufstrebende Proptechs um Aufmerksamkeit ritterten.

Heuer gewann eine Anwendung namens Spaceti, eine integrierte Lösung zum besseren Gebäudemanagement, von der Überwachung der Luftqualität bis hin zum Buchen von Meetingräumen. Ein weiterer kleiner Schritt zu nachhaltigeren Gebäuden. Ban Ki-moon hätte das sicher gefallen. Der war da aber schon längst wieder weg. (Martin Putschögl aus Cannes, 16.3.2019)