Mit über 70: "Aus dem Rahmen springen gefällt mir"
Zsuzsi Vécsei ist dieser Tage 71 geworden. Sie hört nicht auf, sich weiterzubilden. Ihre Umwelt fragt sie dauernd: Wozu noch, wo sie doch eh schon so alt ist?
Feature
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Text und Protokoll: Karin Bauer, Fotos: Robert Newald
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If you see something, do something – Zsuzsi Vécsei nimmt diesen Aufruf zum zivilen Engagement gegen öffentliche Unordnung in den USA wörtlich, allerdings umgedeutet zur künstlerischen Intervention bei der abgeschlossenen Elitengesellschaft im Kunstbetrieb. Self-x-hibition nennt sie, was sie tut: Im Guggenheim- und im Metropolitan-Museum, zuletzt auch in der Wiener Secession, im Belvedere, im Lentos: Sie hängt eigene Werke oder Kopien davon zwischen die Exponate der ausgestellten Künstler, involviert die Besucher, verwickelt sie in Diskussionen. Sie fragt: "Ist das Kunst? Ein Übergriff? Ein Verbrechen an der Ausstellung?" Oft geht das einige Stunden, bis die Security einschreitet und die Werke entfernt.
Vergnügt erklärt die zarte, überaus quirlige Frau, die dieser Tage 71 wurde: "Ich störe den Kunstbetrieb, bin subversiv gegenüber dem Kuratorenwesen und der Exklusivität der Kunst, aus der Normalsterbliche ausgeschlossen sind. Partizipation steht zwar in den Vorworten der Kunstkataloge, es stimmt ja aber nie. Ich nehme es wörtlich. Ich ruiniere nicht, mache nichts schmutzig, beschädige nichts. Ich stelle mich dazu, mache mich angreifbar."
Recht banal, das als "mutig" oder "ungewöhnlich" zu beschreiben. Es scheint auch kein besonderes Feature der Persönlichkeit zu sein, sondern aktuelle Ausdrucksform eines roten Fadens, der sich durch ihre gesamte Biografie zieht. Zsuzsi Vécsei ist auch mit über 70 nicht brav geworden.
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