Washington/Kabul – Die jüngsten Friedensgespräche zwischen den radikalislamischen Taliban in Afghanistan und den USA haben zu Verwerfungen in den Beziehungen zwischen Washington und Kabul geführt. Ein enger Berater des afghanischen Präsidenten Ashraf Ghani verurteilte am Donnerstag in ungewöhnlich scharfen Worten das Vorgehen der US-Regierung.

"Wir wissen nicht, was vor sich geht", sagte der nationale Sicherheitsberater Hamdullah Mohib mehreren US-Medien bei einem Besuch in Washington. Es gebe "nicht die Art von Transparenz, die wir haben müssten", bemängelte Mohib. "Die Letzten, die etwas erfahren, sind wir."

Gesprächseinladung

Der afghanische Sicherheitsberater wurde daraufhin von der Nummer drei im US-Außenministerium, David Hale, zu einem Gespräch geladen. Darin habe Hale Mohibs Kritik an der US-Strategie für einen Frieden in Afghanistan zurückgewiesen, teilte Außenamtssprecher Robert Palladino mit.

Die US-Regierung führt seit vergangenem Sommer in Doha direkte Gespräche mit den Taliban. Einen Dialog mit der afghanischen Regierung lehnen die Taliban ab, da sie diese für eine Marionettenregierung der USA halten.

Fortschritte

Bisher hatte der US-Gesandte für Afghanistan, Zalmay Khalilzad, die afghanische Regierung nach seinen Verhandlungsrunden mit den Taliban über den Inhalt der Gespräche persönlich in Kenntnis gesetzt. Nach den jüngsten Gesprächen, die am Dienstag zu Ende gegangen waren, war er hingegen direkt nach Washington zurückgereist. Er versicherte, dass es echte Fortschritte bei den Gesprächen gegeben habe.

Mohib sagte dazu: "Wir hören es gerne, dass es Fortschritte gibt." Die Frage sei aber, wie diese aussähen. "Wenn es eine Einigung gibt, ist es nach unserem Verständnis eine schlechte Einigung." Mohib hob zudem hervor, dass der gebürtige Afghane Khalilzad schon zwei Mal – 2009 und 2014 – in seinem Herkunftsland für das Präsidentenamt angetreten sei. Er habe also "Ambitionen in Afghanistan".

Angst vor "Stellvertreter-Regierung"

In der Regierung in Kabul gebe es daher die Vermutung, "dass vielleicht, vielleicht all diese Gespräche dazu dienen, eine Stellvertreter-Regierung zu schaffen, deren Vizekönig er dann wird", sagte Mohib im Hinblick auf Khalilzad und seine Gespräche mit den Taliban. Der US-Gesandte "schließt einen sehr zuverlässigen Verbündeten und Partner aus und entfremdet ihn", warnte der afghanische Präsidentenberater.

State-Department-Sprecher Palladino warnte seinerseits, Mohibs Attacken gegen Khalilzad seien Attacken auf das gesamte US-Außenministerium und "schaden nur den bilateralen Beziehungen und dem Friedensprozess". Zugleich versicherte Palladino, dass Washington weiter Vertrauen in Ghani habe. Der Sprecher räumte ein, dass es mehr Abstimmung und regelmäßige Kontakte zwischen Washington und Kabul geben könne. (APA, 15.3.2019)