In US-Mittelschulen etablieren sich Google Docs, OneNote und Co. als Alternative zu herkömmlichen Messengern.

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Über 1,5 Milliarden Nutzer hat der beliebteste Messenger der Welt, Whatsapp. Und rund 500 Millionen davon sollen die App sogar täglich verwenden. In US-Klassenzimmern bekommt das Chattool aber derzeit unerwartete Konkurrenz. Es handelt sich allerdings nicht um ein Programm, das primär für Chats entwickelt wurde, sondern um Office-Software: Google Docs.

Gerade in Mittelschulen, wo Laptops mehr und mehr Bestandteil des Lernalltags werden, sind Googles Lösungen beliebt. Verwendet werden sollten sie eigentlich für den schnellen Austausch von Unterlagen und der gemeinsamen Arbeit an Aufgaben. Stattdessen nutzen die Schüler sie, um an den Lehrern vorbei fröhlich miteinander zu chatten, berichtet The Atlantic.

Trickreiche Schüler

Der Vorteil liegt auf der Hand. Smartphones sind während des Unterrichts nicht gern gesehen. Gleichzeitig wissen viele Lehrkräfte gar nicht, dass Google Docs überhaupt ein Chatfeature hat, zumal dieses beim Aufruf des cloudbasierten Schreibtools auch nicht von selbst startet.

Es gibt aber auch gewieftere Varianten, um die Gespräche geheim zu halten. Etwa den Austausch in den Kommentaren zu markierten Wörtern. Manchmal wird das vom Lehrer erstellte Dokument auch einfach kopiert, um stattdessen dort zu chatten. Damit lässt sich gegenüber dem Lehrer, aber auch Eltern, der Eindruck erwecken, man würde an der aktuellen Aufgabe arbeiten, zumal eine laufende Konversation mit einem Mausklick zum Verschwinden gebracht werden kann.

Umgeht Messenger-Sperren

Gibt es gerade keine kollaborative Aufgabe, wird einfach ein eigenes Dokument geöffnet und das Textfeld selbst für den Austausch genutzt. Nicht immer für Nettigkeiten. Mitunter wird auch über Mitschüler gelästert, die man ganz einfach nicht zur Bearbeitung des Dokuments eingeladen hat. Meistens schimpft man aber gemeinsam über den Lehrer oder erzählt sich, wie der eigene Tag so war.

Die eigentlich für Arbeitszwecke gedachte Software hebelt auch Interneteinschränkungen aus. In manchen Schulen ist der Zugang zu Messengern über das Schulnetzwerk gesperrt. Und nicht nur Googles Lösung wird als Alternative genutzt, auch andere Cloudlösungen wie Microsofts OneNote kommen zum Einsatz, wenn eine Schule stattdessen damit arbeiten sollte.

Bye-bye, Notizzettel

Mit dem Abschluss der Schule und dem Wechsel ins Berufsleben oder an die Universität endet die Zeit der Google Docs-Chat für die meisten jedoch. An Universitäten sind Whatsapp und Co. normal problemlos verwendbar und abseits von Prüfungen ist es den Studenten üblicherweise selbst überlassen, ob sie dem Vortragenden zuhören oder lieber chatten. Definitiv vorbei sein dürfte die Zeit, in der sich Schüler Botschaften auf Paper zugesteckt oder zugeworfen haben. (red, 15.03.2019)