Wien -Die Vereinigten Bühnen Wien (VBW) werden von der Stadt Wien hoch subventioniert. Auf Ansuchen der ÖVP hat der Stadt-Rechnungshof u.a. unter die Lupe genommen, ob die Vergabe der Zuschüsse korrekt verlief. Das Ergebnis lieferte ein am Freitag veröffentlichter Bericht: Die Kulturabteilung vergab die Mittel, ohne ausreichend über die aktuelle Wirtschaftslage des Unternehmens informiert zu sein.

Der Stadtrechnungshof untersuchte das Gebaren der Vereinigten Bühnen zwischen 2010 und 2017. In diese Zeit fiel auch die Geschäftsführung des nunmehrigen SPÖ-Bundesgeschäftsführers und Ex-Kulturministers Thomas Drozda. Er war von 2008 bis 2016 Generaldirektor des Unternehmens.

Besonders ins Auge stach den Prüfern, wie die Subventionen seitens der Stadt vergeben wurden. Die Vereinigten Bühnen seien zwar organisatorisch an die Magistratsabteilung 5 (Finanzwesen) gebunden, an die auch quartalsweise berichtet wurde. Die Magistratsabteilung 7 (Kulturabteilung), die für die Subventionierung zuständig war, bekam diese Reporte aber nicht zu Gesicht. Die MA 7 informierte sich über die Wirtschaftslage der Gesellschaft hauptsächlich über den Subventionsantrag und die Subventionsabrechnung, hieß es in dem mit 136 Seiten recht umfangreichen Bericht.

Vereinigte Bühnen sehen System wenig kritisch

Die Einschätzung der Kulturabteilung über den Subventionsbedarf der VBW für das kommende Finanzjahr basierte daher einerseits auf dem Subventionsantrag und andererseits auf den Informationen aus dem Jahresabschluss des vorangegangenen Finanzjahres. Dies führte laut Stadt-RH beispielsweise dazu, dass die Vereinigten Bühnen 2012 zwar ein negatives Betriebsergebnis auswiesen, aber erst 2014 eine erhöhte Subvention erhielten.

Umgekehrt floss 2015 eine Unterstützung in der Höhe von 42 Mio. Euro, obwohl 2014 ein Bilanzgewinn erwirtschaftet werden konnte. Für nicht benötigte Subventionsmittel gebe es keine Rückzahlungsverpflichtung an die Stadt, wurde auch angemerkt.

Die Vereinigten Bühnen sehen das System weniger kritisch als der Stadt-Rechnungshof: "Um den Herausforderungen bei den Schwankungsbreiten der Kartenerlöse begegnen zu können, bildet die Vereinigte Bühnen Wien Ges.m.b.H. in erlösstarken Jahren entsprechende Rücklagen, um die Erlössituation in schwachen Jahren aus eigener Kraft ausgleichen zu können", hieß es in einer im Bericht integrierten Stellungnahme. Nichtsdestotrotz empfahlen die Prüfer, der Kulturabteilung aktuelle Quartalsberichte vorzulegen, um ein Kürzungs- oder Erhöhungspotenzial besser abschätzen zu können. Laut VBW ist man diesem Ansuchen bereits nachgekommen.

Der Bericht bietet auch einen guten Einblick in die Herausforderungen des Musicalgeschäfts, das sehr volatil ist. Für den finanziellen Erfolg sind nämlich die Kartenerlöse entscheidend. Diese haben sich von fast 30 Mio. Euro im – laut VBW wirtschaftlichen Ausnahmejahr – 2010 auf 22,5 Mio. Euro im Jahr 2017 reduziert. Überdies sank im Theater an der Wien die Zahl der Vorstellungen (von 129 auf 101) und in Folge auch jene der Besucher (von 89.636 auf 67.386). Im Ronacher gab es 2017 um 78 Vorstellungen weniger als noch 2010, im Raimund Theater dafür um zwei mehr. Nichtsdestotrotz verbuchte das Raimund Theater von 2010 auf 2017 um 50.372 Besucher weniger.

Fehlendes Gesamtstrategiekonzept

Was den Finanzbedarf betrifft, so liege der durchschnittliche Eigendeckungsgrad bei den Opernproduktionen bei 21,9 Prozent, im Musicalbereich bei 55,7 Prozent, hieß es. Im Bereich Oper gebe es bei jedem Besuch einen durchschnittlichen Finanzbedarf von 255 Euro, im Bereich Musical von 41 Euro. Die Gründe, warum die Häuser der VBW nicht kostendeckend bespielt werden können, lagen laut RH in der Art der Produktionen – z.B. teure Eigenproduktionen – und in den historisch gewachsenen Strukturen (z.B. Zahl der Mitarbeiter, Orchester oder Kollektivverträge). Der Rechnungshof vermisste außerdem ein Gesamtstrategiekonzept – an diesem wird laut VBW aktuell gearbeitet.

Die Vereinigten Bühnen Wien sind ein Unternehmen der Wien Holding. "Historisch bedingt" war der Medienmanager und frühere VBW-Intendant Rudolf Klausnitzer mit 2,66 Prozent an den VBW beteiligt. Nun werden diese Anteile von der Wien Holding übernommen, wie diese am Freitag in einer Aussendung mitgeteilt hat. Die VBW sind damit wieder im Alleineigentum der Wien Holding. (APA, 15.3.2019)