Hier wird gerade ein i-Phone in feines Pulver zermahlen.

University of Plymouth/YouTube

Weltweit wurden zuletzt rund 1,4 Milliarden Smartphones pro Jahr produziert, und die Nachfrage ist weiterhin ungebrochen: Nicht nur in unseren Breiten ist es längst üblich geworden, mehr als eines dieser Geräte zu besitzen und diese entsprechend regelmäßig zu erneuern. Was aber soll man mit den Smartphones machen, wenn sie nicht nur veraltet, sondern gänzlich unbrauchbar geworden sind?

Dieser ganz praktischen Frage sind Geologen der Universität Plymouth in England aus ihrer facheigenen Perspektive nachgegangen. Sie wollten im Detail klären, welche chemischen Elemente in welchen Mengen in einem Smartphone stecken und ob sich ein Recycling bestimmter Ausgangsmaterialien im Vergleich zu deren natürlicher Gewinnung auch ökologisch auszahlen würde.

Vollkommene Zerstörung

Spektakulär anzusehen ist, mit welcher Gründlichkeit Arjan Dijkstra und Colin Wilkins bei ihrem Forschungsprojekt vorgingen. Zwar finden sich auf Youtube seit Jahren jede Menge Videoclips, die zeigen, wie man mit einem leistungsstarken Häcksler auch ein Handy in ziemlich kleine Teile zerlegen kann. Die beiden Wissenschafter gingen ihr Projekt aber noch eine Spur radikaler an. Wie ihr gut dreirminütiges Video veranschaulicht, wurde das geopferte iPhone nicht nur zerkleinert, sondern gleich zu einem feinen metallischen Pulver zermahlen.

Im ersten Schritt pulverisierten die Geologen ein iPhone mit einem Mixer...
Foto: Universität Plymouth

Das war freilich nur der Auftakt für die Zerlegung des Handys in seine chemischen Elemente. Für den nächsten Schritt auf dem Pfad der vollkommenen Zerstörung wurde der Smartphonestaub auf 500 Grad Celsius erhitzt und mit Natriumperoxid versetzt, einem starken Oxidationsmittel, um so die Oxide der einzelnen Elemente zu gewinnen. Diese lösten die beiden Forscher dann wiederum in Säure auf, um schließlich die Anteile der einzelnen Elemente mittels Massenspektrometers bestimmen zu können.

Bei den am häufigsten vorkommenden Substanzen gab es nicht wirklich Überraschungen: Das iPhone, das für den Test verwendet wurde, enthielt 33 Gramm Eisen, 13 Gramm Silizium und sieben Gramm Chrom – alles Rohstoffe, an denen nicht wirklich Mangel herrscht und eine Wiederverwertung wohl allzu aufwendig wäre. Sehr viel interessanter für ein Recycling sind laut dem Geologenduo jene Substanzen, die nur in kleinen Mengen im Handy verbaut werden.

University of Plymouth

Etliche dieser Rohstoffe sind denn auch nur in vergleichsweise geringen Mengen auf der Erde vorhanden, und mitunter hat ihr Abbau eine höchst konfliktreiche Geschichte. So fanden die Forscher 20 Milligramm Tantal, dessen Gewinnung aus dem Erz Coltan kriegerische Konflikte in Zentralafrika befördert.

100-fache Goldkonzentration

Weiters förderten die Forscher neben 90 Milligramm Silber auch 36 Milligramm Gold zutage. Das klingt auf den ersten Blick nach recht wenig. Doch laut den Berechnungen der Geologen müssen für diese geringe Goldmenge auch erst einmal rund sieben Kilogramm Erz bewegt werden. Anders formuliert: Die Konzentration von Gold in einem iPhone ist etwa 100-mal höher als in den ertragreichsten Lagerstätten.

...um in weiterer Folge nicht unerhebliche Mengen seltener Metalle zutage zu fördern.
Foto: Universität Plymouth

Zudem enthielt das Handy Metalle der seltenen Erden wie Neodym, Dysprosium oder Gadolinium sowie jeweils knapp ein Gramm Wolfram und Zinn. Auch diese Metalle werden zum Teil unter konfliktreichen Umständen als die Erze Kassiterit und Wolframit abgebaut und enthalten ebenfalls sehr viel geringe Konzentrationen des eigentlichen chemischen Elements als das Smartphone.

Das Resümee der beiden Geologen liegt auf der Hand: Da Handys im Verhältnis mehr wertvolle Metalle als jedes Erz enthalten, sollten bessere Wege des Recyclings überlegt werden – und zwar nicht nur für Smartphones, sondern auch für anderen Elektroschrott. (Klaus Taschwer, 17.3.2019).