Bonn – Es gab eine Zeit, in der die Dinosaurier noch eine junge, aufstrebende Tiergruppe mit glänzenden Zukunftsaussichten waren. Aus dieser Ära, dem frühen Jura, stammen die ältesten Dinosaurier-Eier, die man je gefunden hat. Ein internationales Forscherteam hat sie nun noch einmal ganz genau unter die Lupe genommen, wie die Universität Bonn berichtet. Die Ergebnisse wurden im Journal "Scientific Reports" veröffentlicht.

Die Eier und Eierschalen sind rund 195 Millionen Jahre alt und wurden in Argentinien, China und Südafrika gefunden. Sie stammen allesamt von langhalsigen Sauropoden, die sich von Pflanzen ernährten und in dieser frühen Phase ihrer Entwicklung erst rund vier bis acht Meter groß wurden. Sie waren aber schon damals erstaunlich häufig und weit über die Erde verbreitet.

Wichtiger Entwicklungsschritt

Bei noch älteren Landwirbeltieren, deren Geschichte immerhin weit über 300 Millionen Jahre zurückreicht, sieht der Fossilienbestand in Sachen Eier dürftig aus. "Wir wissen nichts über ihre Eier oder Eierschalen – bis vor 195 Millionen Jahren", sagt Robert Reisz von der University of Toronto Mississauga. "Es ist ein großes Rätsel, warum plötzlich zu diesem Zeitpunkt Eier auftauchen und nicht früher." Die Wissenschafter werten die Evolution der Eier als einen sehr wichtigen Schritt in der Reproduktion der Dinosaurier.

Allerdings unterschieden sie sich deutlich von den Eiern heutiger Vögel. Die ersten Dinosaurier-Eier – etwa so groß wie die von Gänsen – waren zwar kugelförmig, ihre Schalen jedoch sehr zerbrechlich und dünn wie Papier. "Wir wissen, dass diese frühen Eier spröde waren", berichtet Korrespondenzautor Koen Stein von der Freien Universität Brüssel. "Während der Fossilisation bekamen sie Risse und brachen, aber die Bruchstücke behielten ihre originale Krümmung."

Die Forscher untersuchten die Dicke der Eierschalen, das den Schalen innen anhaftende Häutchen sowie den Mineralgehalt und die Porenverteilung der Schalen. Sie suchten nach Hinweisen, warum diese frühen Eier harte Schalen entwickelt hatten, während andere Reptilien und Säugetiere ihre Nachkommen ohne solche Schalen zur Welt brachten. Was war in der Evolution passiert, das die Ausbildung harter Eierschalen begünstigte?

Ergebnisse und Vermutungen

Die Studienergebnisse zeigen, dass hartschalige Eier relativ früh in der Evolution der Dinosaurier vorkamen und unabhängig davon in verschiedenen Gruppen die Dicke der Eierschalen zunahm. Ein möglicher Grund für diese Entwicklung könnte in den Augen der Wissenschafter sein, dass Schalen den Embryo vor Fressfeinden schützten, ebenso vor anderen Tieren, die lediglich in den Nestern wühlten.

Der Paläontologe Martin Sander von der Universität Bonn zieht aber noch eine weitere Möglichkeit in Betracht: "Die Mineralisierung der Eierschalen könnte auch dadurch begünstigt worden sein, weil zu dieser Zeit der Sauerstoffgehalt der Atmosphäre begann, deutlich anzusteigen." Von heutigen Reptilien ist bekannt, dass zu wenig Sauerstoff die Schalenbildung behindert.

Offen bleibt allerdings die Frage, warum die Dinosaurier nicht wie andere Tiergruppen lebend gebaren. Schließlich, so die Forscher, stellen gerade die Säugetiere unter Beweis, dass dies eine Strategie ist, die zu vielen Nachkommen führt. (red, 15. 3. 2019)