Obwohl noch gar nicht gebaut, ist der Turm vom Heumarkt ein neues Wahrzeichen von Wien. Ein Wahrzeichen für "Schauma mal". Nach jahrelanger Kontroverse um das umstrittene Bauprojekt im dritten Bezirk hat die Wiener SPÖ jetzt eine zweijährige Nachdenkphase verhängt. Zwei Jahre nachdenken. Worüber eigentlich?

Die Ausgangspunkte sind seit langem klar: Die Unesco warnt davor, dass der geplante 66 Meter hohe Turm historische An- und Aussichten verschandelt, weshalb Wien das Prädikat Weltkulturerbe entzogen werden müsste. Die Investoren des Millionenprojektes haben verständlicherweise andere Interessen. Eigentlich müsste nur die Stadt Wien einmal entscheiden. Definitiv. Tut sie aber nicht, praktischerweise empfiehlt auch ein ganz aktuelles Gutachten des Denkmalrats Icomos eine Nachdenkphase.

Der regierenden SPÖ ist offenbar das Heumarkt-Desaster der mitregierenden Grünen noch zu gut in Erinnerung. Obwohl sich die Grünen in einer Urabstimmung gegen das Projekt ausgesprochen hatten, blieb Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Stadtentwicklung Maria Vassilakou auf Pro-Kurs – und läutete damit ihre nun bald stattfindende Ablöse ein.

Egal, was beim zweijährigen Nachdenken aller Beteiligten herauskommt. Die Wien-Wahl 2020 wird dann schon geschlagen sein. Und darum geht es der Wiener SPÖ in Wahrheit.(Michael Simoner, 17.3.2019)