Mit politischem Aktivismus der eher ungewöhnlichen Art hat sich der australische Jugendliche Will Connolly ins Rampenlicht gespielt. Während eines Interviews des australischen Senators Fraser Anning (parteifrei, vormals Katter's Australian Party) zückte der 17-Jährige sein Handy und ein Ei und zerschellte Letzteres am Hinterkopf des Politikers. Dieser reagierte ungehalten, drehte sich um und verpasste dem Angreifer eine Ohrfeige, ehe mehrere Personen dazwischengingen.

Die Angelegenheit sorgt nun für rege Diskussionen in Australien. Im Netz hat sich der Teenager binnen kürzester Zeit zu einem gefeierten Helden entwickelt, muss aber auch einige Kritik für seine Tat einstecken.

Nachahmung nicht empfohlen

Für das "Eien" – im Englischen wird in einem Kontext mittlerweile tatsächlich das konstruierte Verb "to egg" verwendet – Annings gibt der Jugendliche politische Gründe an. Anning hatte das am Freitag im neuseeländischen Christchurch mutmaßlich von einem Rechtsextremen verübte Attentat auf zwei Moscheen zwar verurteilt, gleichzeitig aber "die Einwanderung muslimischer Fanatiker", die "für wachsende Angst" sorge, für den Vorfall verantwortlich gemacht.

Das brachte ihm postwendend Kritik zahlreicher politischer Vertreter ein, seine Aussagen wurden auch vom australischen Premierminister Scott Morrison scharf verurteilt.

"In diesem Moment habe ich mich so stolz gefühlt, ein Mensch zu sein", hieß es auf einem Twitter-Konto, das in ersten Berichten Connolly zugeordnet wurde, ihm aber nicht gehören dürfte. Er selbst meldete sich aber tatsächlich per Video zu Wort und sprach die Empfehlung aus, es ihm nicht gleichzutun, da man als Reaktion "von 30 Proleten gleichzeitig" angegriffen werde.

Screenshot des Connolly zugeordneten, aber zwischenzeitlich gelöschten Accounts.
Foto: Twitter/WillconnollyAU

Für die Aktion muss sich Connolly einige Kritik gefallen lassen. Der Sänger Brian McFadden bezeichnet ihn etwa als "typischen Idioten der Millennial-Generation", der bloß Aufmerksamkeit erregen wolle. Es sei ein tätlicher Angriff gewesen, dabei hätte er auch friedlich gegen Anning protestieren können. Die Ohrfeige habe er sich verdient.

Memes und ein Graffito

Die Mehrheit der Nutzer, zumindest so weit sich unter dem trendenden Hashtag "Eggboy" nachvollziehen lässt, feiert den Jungen allerdings dafür. Dementsprechend wurde er bereits in diversen Memes verewigt. Auch in der Hosier Lane in Melbourne, bekannt für ihre zahlreichen Graffitis, gibt es bereits ein Kunstwerk, das sich auf den Vorfall bezieht.

Auch mehrere Bands stellen sich hinter den "Eggboy". Sie versprechen ihm kostenlosen Zutritt zu ihren Konzerten, so er sich melden sollte.

Crowdfunding gestartet

Connolly drohen nun allerdings rechtliche Konsequenzen. Unmittelbar nach der Aktion wurde er kurzfristig festgenommen und dann wieder auf freien Fuß gesetzt. Nun erwartet ihn ein Verfahren. Im Netz wird bereits Geld für ihn gesammelt, eine Crowdfundingkampagne hat bereits 50.000 Dollar zusammengetragen. Den Großteil will Connolly an die Opfer des Attentats in Christchurch spenden.

Von der Öffentlichkeit hält er sich infolge des Medieninteresses derzeit allerdings fern. Dennoch hat sein Instagram-Konto, auf dem bislang keine Referenz auf die Aktion zu finden war, mehrere hunderttausend Anhänger gewonnen.

Auf ein Detail am Rande weist der anglikanische Pfarrer Rod Bower hin. Unter den Männern, die Connolly unmittelbar nach seinem Ei-Angriff zu Boden warfen und festhielten, soll sich auch Neil Erikson befunden haben. Der rechtsextreme Aktivist, der sich auch selbst als Neonazi bezeichnet, war einst Führungsfigur der United Patriot Fronts und auch Teil einer Gruppe, die 2017 einen iranischstämmigen australischen Senator in einem Pub belästigte.

Im Bundesstaat New South Wales gibt es einen aufrechten Haftbefehl gegen ihn. Im Jänner nahm Anning an einer von Erikson mitorganisierten Kundgebung teil und sorgte damit für Aufregung, zumal für die Flugreise ins westaustralische Port Philipp die Steuerzahler aufkommen mussten. (gpi, 18.3.2019)

Update, 14.30 Uhr: Der Twitter-Account, der in mehreren Berichten zuerst Connolly zugeordnet wurde, dürfte nicht von ihm stammen. Der Text wurde entsprechend korrigiert sowie eine Videostellungnahme von Connolly eingefügt.