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Optimisten loben das Brexit-Wirrwarr als Beispiel quicklebendiger Demokratie. Besorgte Psychologen hingegen entdecken darin Zeichen kollektiver Verhaltensauffälligkeit. Die meisten werden die Debatten über Englands EU-Austritt jedoch etwas erschöpft als interessante Belästigung empfinden. Auch wichtige Themen ermüden. An die tausend Tage nach dem Austrittsvotum vermag der britische Botschafter Leigh Turner bei Im Zentrum im ORF am Sonntag auch nicht zu orakeln, was die Zukunft so bereithält.

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Es tauchen aber Varianten auf: Es kann eine dritte oder vierte Abstimmung über den von Theresa May ausgehandelten Vertrag positiv ausgehen. Dann wär's überstanden. Möglich sei auch eine kurze Verschiebung der Scheidung oder eine lange. Selbst eine "Verschiebung in Etappen" wird in die Runde geworfen. Hört, hört!

Eine ausgiebige Verschiebung könne allerdings eine neue Volksabstimmung nach sich ziehen, so der Botschafter. Weil dem so ist, könnte wiederum ein EU-Staat, etwa Italien, ein Veto gegen die Austrittsverlegung einlegen. Es wäre ein Geschenk an jene britischen Freunde, die hart und schnell rauswollen. Möglich sei aber auch, dass May gestürzt wird, es könnte Neuwahlen geben.

Hier macht sich Erschöpfung breit, ÖVPler Gernot Blümel fleht: "Wenn Sie eine Lösung haben, bitte sagen Sie es mir!" Er meint zwar die Frage, wie in Irland harte Grenzen zu vermeiden wären. Seine Bitte passt aber zum großen Thema. "Wär's nicht möglich, die Uhren anzuhalten?", fragt schließlich Moderatorin Claudia Reiterer, um literarisch zu enden. "Der Rest ist Schweigen", zitiert sie Shakespeare, von dem nicht bekannt ist, wie er im Königreich des Chaos zum Brexit stünde. (Ljubiša Tošić, 18.3.2019)