Der Aufsichtsrat der Scala hat am Montag einstimmig Pläne des Intendanten Alexander Pereira zu einem Finanzierungs-Abkommen mit Saudi-Arabien abgelehnt. 15 Millionen Euro aus Saudi-Arabien hätten in den kommenden fünf Jahren insgesamt an das Opernhaus fließen sollen. Dafür hätte der saudi-arabische Kulturminister, Prinzen Badr bin Farhan Al Saud, in den Scala-Aufsichtsrat einberufen werden sollen.

Der Aufsichtsrat beschloss zudem, zwei Geldüberweisungen in Höhe von 3,1 Millionen Euro seitens der saudi-arabischen Regierung zurückzugeben, die im Februar auf einen Garantiefonds eines Notars für die Scala geflossen sind, teilte der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala, Präsident der Scala-Stiftung, mit. Die Geldüberweisung entspreche nicht den Richtlinien bezüglich Schenkungen für die Scala. "Es gibt Regeln, die respektiert werden müssen", sagte Sala.

"Naiv" gehandelt

Der Bürgermeister bestätigte, dass Pereira bis Ende seines Mandats im Februar 2020 im Amt bleibt. Er habe bei der Suche nach Sponsoren zwar "naiv" gehandelt, aber stets im Interesse des Theaters. Pereiras Mandat stehe nicht zur Diskussion.

Kurz vor der Sitzung am Montag hatte Pereira die Aufsichtsratsmitglieder informiert, dass die saudiarabische Regierung bereits bei einem Notar 3,1 Millionen Euro überwiesen hatte. Dies hätte Teil einer Finanzierung von 15 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren sein sollen. In Riad hätte laut Pereiras Pläne ein Konservatorium für Kinder eröffnen sollen. Auch ist im Gespräch war, Verdis Oper "La Traviata" in der saudischen Hauptstadt aufzuführen.

Pereiras Vorgehensweise löste den Protest des Präsidenten der Region Lombardei, Attilio Fontana, Spitzenpolitiker der rechten Regierungspartei Lega und Mitglied des Scala-Aufsichtsrats, aus. "Jeder andere Aufsichtsrat hätte Pereira sofort rausgeworfen", kritisierte Fontana. Er warf dem Intendanten "besorgniserregende Leichtsinnigkeit" vor. "Noch besorgniserregender ist, dass der Intendant saudi-arabische Fonds vor einem Beschluss des Aufsichtsrats angenommen hat", kommentierte Fontana.

Es gibt Grenzen

Kritik musste der Intendant auch von Innenminister und Lega-Chef Matteo Salvini hinnehmen. "Man kann nicht Geld von jedem akzeptieren. Geschäft ist Geschäft, doch es gibt Grenzen, zum Beispiel für China und für Saudi-Arabien. Die Scala ist ein italienisches Juwel. Bevor man Finanzierungen von umstrittenen Ländern annimmt, muss man sehr achtgeben. Respekt der Menschenrechte ist bei finanziellen Beschlüssen relevant", so Salvini in einem Radiointerview am Montag.

Pereira erhielt Rückendeckung vom Scala-Personal. Eine Gruppe von Mitarbeitern demonstrierte am Montag vor dem Theater für Pereira, während die Aufsichtsratssitzung im Gange war. "Wenn Pereira weggeht, können wir schließen. Kein anderer Intendant hatte so viele Finanzierungen für das Haus aufgetrieben", sagte der Gewerkschafter Pippo Fiorito.

Suche nach Pereira-Nachfolge

Der Aufsichtsrat der Scala prüft im Mai eine Shortlist von Kandidaten für die Nachfolge des Intendanten Alexander Pereira, dessen fünfjähriges Mandat im Februar 2020 ausläuft. Dies erklärte der Mailänder Bürgermeister, Giuseppe Sala, Präsident der Scala-Stiftung, am Montag.

Eine Head Hunter-Gesellschaft hat Kontakte zu Kandidaten für den Posten des Scala-Intendanten aufgenommen. Eine Amtsbestätigung Pereiras gilt als unwahrscheinlich, vor allem nach der Polemik um seine gescheiterten Pläne für ein Finanzierungsabkommen mit Saudi Arabien. Der Bürgermeister hatte kürzlich betont, er wolle künftig die Figuren des Intendanten und des künstlerischen Leiters des Theaters getrennt halten, die Pereira derzeit vereint.

Als möglicher neuer Scala-Intendant sei Carlo Fuortes im Rennen, der die Opera di Roma leitet und das Opernhaus saniert hat, berichteten italienische Medien. Als Alternative gilt der Intendant des Fenice-Theaters in Venedig, Fortunato Ortombina, der bereits als Koordinator für die künstlerische Leitung an der Scala im Einsatz war. (APA, 18.3.2019)