Bild nicht mehr verfügbar.

Die Regisseurin Marie Kreutzer, hier im Februar bei der Berlinale.

Foto: REUTERS/Annegret Hilse

Eigentlich wollte sie Schriftstellerin werden. Es kam dann doch anders. Marie Kreutzer landete beim Film. Verantwortlich dafür: die Filmakademie Wien.

Hier studierte die gebürtige Grazerin, Jahrgang 1977, Buch und Dramaturgie. Dass aus ihr eine Filmemacherin wurde, sei aber vor allem dem damaligen starken weiblichen Abschlussjahrgang an der Akademie zu verdanken, sagte Kreutzer im STANDARD-Gespräch. Ihre Vorbilder: ambitionierte Frauen wie Barbara Albert, Jessica Hausner, Mirjam Unger, Kathrin Resetarits und Ruth Mader.

Seither ist viel passiert, die Steirerin mit dem Lockenkopf hat ein ziemliches Tempo vorgelegt. Vier Langspielfilme hat die Mutter einer Tochter – ihr Lebensgefährte ist der Setdesigner Martin Reiter – in den letzten acht Jahren herausgebracht. Kreutzers erster Film Die Vaterlosen von 2011 erzählte von einer Familienzusammenführung nach dem Tod eines 68er-Patriarchen in der Steiermark. Es folgten österreichische Publikumshits: Gruber geht, die Verfilmung von Doris Knechts gleichnamigem Roman, und die launige Bobokomödie "Was hat uns bloß so ruiniert?".

Dieser verhandelte die Probleme frischgebackener Eltern zwischen Spielplatz und Kindergarten in Bobohausen, Kreutzers Inspiration: ihre eigene Lebenswelt in Wien Wieden.

Umorientierung

Zwei Jahre später ist der Regisseurin das Lachen vergangen, die 41-Jährige scheint sich umzuorientieren. Der Film "Der Boden unter den Füßen", der im Februar im Wettbewerbsprogramm der Berlinale lief und nun die Diagonale in Graz eröffnet, ist ernster, strenger, kompromissloser – und vielleicht deshalb auch ein Stück persönlicher geworden.

In ihrem Perfektionismus und in ihrer Rastlosigkeit habe die Protagonistin des Films, die Unternehmensberaterin Lola (dargestellt von Valerie Pachner), viel von ihr selbst, erklärte Kreutzer. Lola hetzt zwischen Wien und Rostock hin und her und verliert sich in Arbeits-, Sex- und Fitnesssessions, während sie nebenbei ihre psychisch kranke Schwester (gespielt von Pia Hierzegger) retten will.

Einen Preis gab es für den Film in Berlin nicht, dafür zog die Kritik Parallelen zu Maren Ades Erfolgsfilm Toni Erdmann – auch er spielt in der Welt der Unternehmensberatungen.

Mit dem Vergleich kann Kreutzer mittlerweile leben. Sie hat andere Projekte im Visier. Eines dreht sich um die vierzigjährige Sisi, den Frauen bleibt Kreutzer treu. (Anne Feldkamp, 19.3.2019)