Riffbildung von dieser Größe überraschte die Wissenschafter. Im Mittelmeer existieren nur wenige Korallenarten, die derart umfangreiche Riffe hervorbringen.

Foto: Giuseppe Corriero et al/Scientific Reports

Rom – Korallen sind im Mittelmeer zwar weit verbreitet, riffbildende Spezies sind dort allerdings vergleichsweise selten. Umso erstaunlicher ist nun die Entdeckung einer speziellen Art eines Korallenriffs vor der Küste Süditaliens. Es liegt vor der Stadt Monopoli in Apulien in 30 bis 55 Metern Tiefe und ist 2,5 Kilometer lang, wie ein Team um Giuseppe Corriero von der Universität Bari Aldo Moro im Fachmagazin "Scientific Reports" berichtet.

"Korallen sind im Mittelmeer weit verbreitet, es gibt aber unter den 33 dort beheimateten Steinkorallenarten nur wenige riffbildende Arten", erklärte Claudio Richter, Meeresbiologe am Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut, der an der Studie nicht beteiligt war. Von der weiten Verbreitung der in der Arbeit vorgestellten Korallenarten habe man zwar gewusst, "nicht aber, dass sie dreidimensionale Riffstrukturen ausbilden können". Insofern sei die Entdeckung wissenschaftlich neu.

Hotspot der Biodiversität

Die wichtigsten tropischen Korallenarten für die Bildung von Riffen sind Phyllangia americana mouchezii, umgangssprachlich auch Große Kelchkoralle genannt, und Polycyathus muellerae. Bei Korallenriffen handelt es sich den Forschern zufolge um die wichtigsten marinen Festgesteinsgebilde. Sie gelten als "Hotspot der Biodiversität". Größtenteils kommen sie in nährstoffarmen Gewässern des Indopazifiks und des westlichen Atlantiks vor. Das weltgrößte Korallenriff ist das Great Barrier Reef östlich von Australien, das sich über eine Länge von mehr als 2.000 Kilometern erstreckt.

Steinkorallen bilden aber nicht nur in tropischen Flachmeeren mächtige Riffstrukturen, sondern auch in größerer Wassertiefe, erklärte Richter. Jenseits von 30 Metern Tiefe lebten "ausgesprochene Schwachlicht-Spezialisten, die mit abenteuerlichen Anpassungen die Energie des Sonnenlichts einfangen und sogar noch in 130 Meter Tiefe Photosymbiosen aufrecht erhalten können". Wachstum und Riffbildung verliefen in diesen Tiefen allerdings sehr langsam.

Farblich "gedämpft"

Auch das nun entdeckte Korallenriff liegt in einem Bereich, in dem deutlich weniger Sonnenlicht ankommt. Corriero beschreibt die Farben der Korallen als "gedämpft" statt strahlend: Sie reichten von Orange über Rot bis Violett. Die Autoren der Studie vermuten, dass sich ähnliche Korallenriffe etwa 100 Kilometer südlich von dem nun untersuchten Gebiet befinden. (red, APA, 19.3.2019)