Das alte und das neue Neunerhaus Hagenmüllergasse.

Foto: APA/neunerhaus

Wien – Das Wiener Neunerhaus feiert 20-jähriges Bestehen. Die Sozialorganisation widmet sich wohnungslosen Menschen – wobei insgesamt 23.520-mal Hilfe geleistet wurde, wie am Mittwoch im Rahmen einer Pressekonferenz berichtet wurde. Dass der Bedarf geringer wird, sei nicht abzusehen, hieß es. Die Geschäftsführung warnte, dass die geplanten Kürzungen bei der Mindestsicherung sich negativ auswirken.

Die Initiative erblickte 1999 das Licht der Welt – und das noch dazu im neunten Bezirk. Dies erkläre den Namen Neunerhaus, verwiesen die beiden Chefinnen Daniela Unterholzner und Elisabeth Hammer auf die Geschichte des Hilfsprojekts. Inzwischen verfügt man über drei Wohnhäuser in Döbling, der Landstraße und in Favoriten, über mehr als 200 Einzelwohnungen sowie ein Café. Zum Angebot gehört auch medizinische und sogar tierärztliche Betreuung.

"Hilfe auf Augenhöhe"

Seit Beginn habe man 23.520-mal mit Wohnen, Beratung oder Versorgung im Krankheitsfall geholfen, hieß es. Mehr als 2.000 Betroffene hätten durch das Neunerhaus wieder ein dauerhaftes Zuhause gefunden. Die Organisation sei gegründet worden, weil man erkannt habe, dass das damalige Angebot nicht den Bedürfnissen entsprochen hätte, berichtete Unterholzner.

In Einrichtungen für Obdachlose sei es meist nicht gestattet gewesen, Tiere zu halten oder Alkohol zu trinken. Auch hätten die Bewohner meist keinen eigenen Schlüssel besessen. Das Neunerhaus biete hingegen Hilfe auf Augenhöhe. Das Ziel sei, Menschen wieder zurück in die Gesellschaft zu bringen.

Kritik an Kürzung der Mindestsicherung

"Das Bild von Obdachlosigkeit hat sich geändert", sagte Co-Chefin Hammer. Es sei vielfältiger und breiter geworden. Vor allem würden immer mehr junge Menschen von Wohnungslosigkeit betroffen sein. In diesem Zusammenhang sehe man auch die geplanten Kürzungen bei der Mindestsicherung bzw. Sozialhilfe "sehr kritisch": "Die Wohnungslosigkeit wird ansteigen."

Schon jetzt würden die Einkommen mit den Mieten kaum mehr Schritt halten, beklagte Hammer. Auch würden Betroffene immer häufiger stigmatisiert und diffamiert – etwa wenn sie die deutsche Sprache nicht gut beherrschen.

Künftig will man jedenfalls – parallel zu den bestehenden Unterkunftsangeboten – verstärkt auf selbstbestimmtes Wohnen in den eigenen vier Wänden setzen. Denn der Verbleib dort sei die beste Voraussetzung für Betroffene, um wieder Fuß zu fassen, hieß es. (APA, 19.3.2019)