Wien soll also Weltkulturerbe bleiben, der umstrittene Turmbau wird so bald nicht kommen. Freien Blick aufs Mittelmeer haben wir trotzdem nicht, aber man kann nicht alles haben.
Was im Turmwirbel völlig untergeht, aber auch einmal erwähnt werden muss: das immaterielle Kulturerbe Wiens, das die Unesco ins Schutzverzeichnis aufgenommen hat. Etwa die "Wiener Stimmung und Spielweise der Zither" mit ihrem "unverwechselbaren Klang" (Unesco). Dritter Mann!
Oder der Wiener Walzer. Er gehört laut Unesco zu vielen Ritualen des gesellschaftlichen Lebens und als Brautwalzer "selbstverständlich" zur Hochzeitsfeier. Kneissl und Putin!
Kulturerbe ist auch das Wissen um die Lipizzaner, das die Mitarbeiter des Bundesgestüts Piber mündlich weitergeben. Gut, Piber ist nicht Wien – aber dort züchtet man für die Spanische Hofreitschule. Und die "Gstütler" haben sogar eine eigene Sprache, um die Pferderln zu beschreiben. Sonja Klima!
Weiters geschützt: der Dudler als "urbane Form des alpenländischen Jodlers" und, am anderen Ende der Tonleiter, Ausbildungs- und Chortradition der Sängerknaben.
Alles bedeutsam, alles wichtig. Doch was wäre Wien ohne Schutz der Kaffeehauskultur und der "speziellen Atmosphäre" im Kaffeehaus mit seinen "Thonetsesseln und Marmortischchen"? Man möcht sich's gar nicht vorstellen.
Und den Schutz der Kellnerlaune derwarten wir auch noch. (Renate Graber, 19.3.2019)