Dort Urlaub machen, wo andere gefoltert wurden. Das könnte vor der Küste Montenegros bald wahr werden. Das Schweizer Architektenbüro "OHM Mamula Montenegro" konkretisiert laut Medienberichten seine Pläne, aus der ehemaligen Folter-Insel Mamula ein Luxuhotel mit Spa zu machen. Das stößt besonders bei Aktivisten und Angehörigen der Opfer auf massive Kritik.

Das war der erste Entwurf, der 2016 für das geplante Luxus-Resort gezeigt wurde.
Foto: APA/AFP/SALT AND WATER STUDIO/HA

Die Insel Mamula beherbergt ein gleichnamiges Fort, das Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Die Geschichte der Insel und des Forts ist deswegen so kontrovers, weil Italien während des Zweiten Weltkriegs unter Benito Mussolini den Landfleck am Eingang zur Bucht von Kotor als Gefängnis benutzt hat. Dort soll es laut ehemaligen Häftlingen zu Folterungen und Hinrichtungen gekommen sein.

Kritik von vielen Seiten

Dass aus dieser Insel nun eine luxuriöse Wohlfühloase gemacht werden soll, kritisieren vor allem die Angehörigen der damaligen Opfer. Sie forderten, als die ersten Entwürfe für das neue Hotel 2016 ans Tageslicht kamen, die Insel in eine Gedenkstätte umzuwandeln. Laut Regierungsvertretern gab es damals nur zwei Lösungen für das Fort: Verfallen lassen oder Investoren finden.

Tamas Karpati

Nun soll zwar die komplette Festung erhalten bleiben, die Substanz soll aber durch luxuriöse Ausstattung ergänzt werden. Dazu soll es Pool, Tanzfläche, Shops und Restaurants geben. Besonders absurd erscheint die Lage der eigentlichen Hotelzimmer: Die Gäste würden in den ehemaligen Baracken und Zellen schlafen, in denen Gefangene gefoltert und hingerichtet wurden. Laut Berichten einer montenegrinischen Nachrichtenplattform prüft inzwischen auch die Unesco, ob die baulichen Veränderungen mit ihren Richtlinien übereinstimmen. (poll, 21.3.2019)