Stefanie Sargnagel gibt sich kämpferisch.

Foto: Karl Schöndorfer

Wir wissen nicht, wie viel Avocadosalat und Quinoalaibchen Stefanie Sargnagel wirklich isst und wie viele Qualitätszeitungen sie liest. Sie selbst inszeniert sich jedenfalls als kettenrauchende und den Alkohol verehrende, leicht antriebslose Wutbürgerin, die aufwacht, wenn die Gratiszeitungen schon vergriffen sind. Imagepflege ist alles – auch in der Literatur. Wobei lange Zeit gar nicht klar war, ob die Baskenmützenträgerin samt ihren Büchern – bisher sind es drei gedruckte Werke – überhaupt den Torbogen zur hehren Belletristik durchschritten hat.

Da gab es von Altvorderen nimmermüde Unkenrufe, bis sich die heute 33-Jährige mit der Teilnahme am Bachmannpreis die Sache ein für alle Mal absegnen ließ. Das war 2016, und sie erhielt dann auch gleich den mit 7.000 Euro dotierten BKS-Bank-Publikumspreis. Das damit einhergehende Ticket für den Posten der Klagenfurter Stadtschreiberin ließ die wienerische Wienerin – die Lugner City ist ihr Lieblingsplätzchen – dann für kurze Zeit Gefallen an der Kleinstadt finden.

Sargnagel zeigt Haltung

Sargnagel hat Schmäh. Sie ist Teil der feministischen Interessengemeinschaft "Burschenschaft Hysteria". Sie liest gerne in der Nähe von Musik und pflegt Kontakte zur Wiener Battle-Rap-Szene; mit dem Wiener Duo Klitclique war sie schon auf Deutschlandtour. Auf den Mund gefallen ist die als Stefanie Sprengnagel in Wien geborene Autorin jedenfalls nicht. Sie zeigt Haltung, sei es gegen die türkis-blaue Regierung oder die Identitären. Leibhaftig auf den Straßen, aber vor allem im Internet. In die digitalen Annalen ging ihre Facebook-Fehde mit Kollege Thomas Glavinic ein. Zuletzt war der Ausschluss von Twitter zu verzeichnen, nachdem sich Sargnagel ebenda über das Verdrängen von Hyäne Fischer vom Song-Contest-Startplatz schiach geäußert hatte.

Erprobt in Shitstorms

Spätestens seit einer medial zugerichteten Bildungsreise nach Marokko ist die Beislpoetin aber Shitstorm-erprobt. Die Verleumdungen damals reichten bis hin zum Vorwurf, Urlaub auf Kosten der Steuerzahler zu machen. Dass sich die Autorin und übrigens ebenso begnadete Cartoonistin – ihre Literatur geht mit ihren Zeichnungen oft Hand in Hand – auch gegen sexuelle Übergriffe zur Wehr setzen würde, war zu erwarten. Gegen einen Mann, der sich bei einer Zugfahrt von Wien nach Graz ihr gegenüber übergriffig verhalten haben soll (O-Ton Sargnagel: "Öffiwichser"), hat sie nun Anzeige erstattet. (Margarete Affenzeller, 20.3.2019)