Washington – Nach dem jüngsten Absturz einer Boeing-Maschine ist der Druck auf den US-Flugzeugbauer weiter gewachsen. Der zuständige Ausschuss des US-Senats will eine Anhörung einberufen, bei der Boeing-Manager sich erstmals in einem solchen Rahmen zu den zwei Unfällen mit dem Modell 737 Max äußern sollen. Am 10. März war ein solches Flugzeug im Dienst von Ethiopian Airlines abgestürzt, im Herbst hatte es die indonesische Lion Air getroffen.

Ein Ethiopian-Pilot, der anonym bleiben will, erhob am Donnerstag schwere Vorwürfe gegen Boeing und seinen eigenen Arbeitgeber: Boeing habe keine Anleitungen für das neue Flugkontrollsystem MCAS geschickt, und der Unglückspilot habe nicht am Simulator trainieren können. "Wir wussten über MCAS mehr aus den Medien als von Boeing", sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Der Termin für die Befragung von Boeing-Vertretern steht noch nicht fest, verlautete aus dem US-Kongress.

Für kommenden Mittwoch ist im selben Senatsgremium bereits eine Befragung von Vertretern der US-Luftverkehrsaufsicht (FAA) geplant. Dabei dürfte es darum gehen, warum die FAA die Max-Modelle zuließ, ohne umfangreiche Schulungen zur Auflage zu machen. Bei dem Absturz in Äthiopien starben alle 157, in Indonesien alle 189 Insassen.

Nach den Abstürzen entwickelt Boeing nun einen Software-Patch und entsprechende Installationsprogramme für die Baureihe 737 Max, teilte die FAA am Mittwoch mit. Auch ein entsprechendes Ausbildungsprogramm für Flugzeugbesatzungen sei vorbereitet worden.

FBI sucht strafrechtlich relevante Fakten

Das FBI hat sich unterdessen laut einem Zeitungsbericht strafrechtlichen Ermittlungen im Zusammenhang mit der Zulassung der Boeing 737 Max angeschlossen. Die Bundespolizei solle mit ihren beträchtlichen Ressourcen die Untersuchung des Verkehrsministeriums unterstützen, schrieb die "Seattle Times" am Mittwoch. Die Ermittlung werde vom Verkehrsministerium durchgeführt, aber von der strafrechtlichen Abteilung des Justizministeriums überwacht.

US-Verkehrsministerin Elaine Chao hatte am Dienstag angeordnet, dass ihr Ministerium überprüft, ob bei der Sicherheitszertifizierung der Boeing 737 Max im Jahr 2017 alles mit rechten Dingen zugegangen ist. Der Generalinspekteur des Ministeriums soll den Fall untersuchen.

Kritik an der Zulassungspraxis

Nach den beiden Flugzeugabstürzen in weniger als einem halben Jahr wird die Zulassung des Flugzeugtyps durch die FAA mit großem Argwohn betrachtet. Skepsis ruft vor allem die Freigabe der Steuerungssoftware MCAS hervor. Am Mittwoch hat der Generalinspekteur des US-Verteidigungsministeriums eine Untersuchung gegen Verteidigungsminister Patrick Shanahan eingeleitet, einen langjährigen Boeing-Manager. Es werde untersucht, ob Shanahan sein Amt genutzt habe, um seinem früheren Arbeitgeber Vorteile zu verschaffen. Boeing ist auch einer der größten Rüstungshersteller in den USA. Shanahan ließ mitteilen, er begrüße die Überprüfungen. (dpa, Reuters, 21.3.2019)