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Premierministerin Jacinda Ardern kündigte am Donnerstag an, Sturmgewehre und halbautomatische Waffen zu verbieten.

Foto: Reuters/Edgar Su

Wellington/Christchurch – Neuseeland will nach dem rassistisch motivierten Anschlag auf zwei Moscheen Sturmgewehre und halbautomatische, also selbstnachladende Waffen verbieten. Das kündigte Premierministerin Jacinda Ardern am Donnerstag an. Der Verkauf solcher Waffen ist mit sofortiger Wirkung bereits nicht mehr erlaubt. Die Polizei gab indes bekannt, dass alle 50 Todesopfer identifiziert worden seien.

Andere Politik als in den USA

Mit dem Verbot der Schusswaffen drückt Ardern aufs Tempo. Sie hatte gleich nach der Tat eine Verschärfung der Waffengesetze angekündigt, diese war allerdings erst später erwartet worden. Die sozialdemokratische Regierungschefin verfolgt damit eine völlig andere Politik als zum Beispiel die USA. Dort wird nach Massakern immer wieder über strengere Regelungen diskutiert. Bisher gelang es der mächtigen Waffenlobby jedoch stets, das zu verhindern.

Nach Schätzungen sind in Neuseeland mehr als 1,2 Millionen Schusswaffen im Umlauf. Wie viele davon halbautomatische Waffen sind, ist nicht bekannt. Wer solche Gewehre besitzt, muss sie nun zurückgeben, soll aber vom Staat Geld zurückerhalten. Für Neuseeländer, die sich solche Waffen illegal angeschafft haben und nun zurückgeben, soll es eine Amnestie geben. Verboten werden auch Zusatzteile, mit denen Gewehre aufgerüstet werden können.

Verschärfung schon 1992

Ardern schloss ihre Erklärung mit den Worten: "Kurz gesagt: Es wird jede Art von halbautomatischen Waffen, die bei dem Terroranschlag am vergangenen Freitag benutzt wurde, in diesem Land verboten." Neuseeland hatte bereits 1992 seine Waffengesetze verschärft, um den Zugang zu halbautomatischen Waffen zu beschränken. Allerdings können Bürger schon ab 16 Jahren einen Waffenschein beantragen.

Nach Angaben der Polizei sind inzwischen alle 50 Todesopfer identifiziert. Inzwischen haben auch die Beerdigungen begonnen. Für die Familien geht damit eine lange Wartezeit zu Ende, die viele Hinterbliebene zusätzlich belastet hatte. Nach islamischer Tradition müssen Tote möglichst bald beigesetzt werden. Der religiöse Brauch sieht vor, dass die Beisetzung so schnell wie möglich erfolgt, am besten innerhalb von 24 Stunden.

Gedenken am Freitag

Am Freitag will ganz Neuseeland zur Tatzeit mit zwei Schweigeminuten der Opfer gedenken. Das Massaker hatte am Freitag vergangener Woche gegen 13.40 Uhr in der Al-Noor-Moschee von Christchurch begonnen, wo sich mehr als 300 Personen zum Freitagsgebet versammelt hatten. Allein dort erschoss er 42 Menschen. Dann fuhr er zu einer weiteren Moschee, wo er nochmals acht Menschen tötete.

Kurz darauf wurde der 28-jährige Australier von zwei Polizeibeamten in seinem Auto überwältigt. Vor dem Massaker hatte er eine 74-seitige Kampfschrift mit rechtsextremen Parolen ins Internet gestellt und auch per E-Mail verschickt. Die Tat hatte er mit einer Helmkamera online übertragen, davon gibt es auch ein 17-minütiges Video. Ihm droht lebenslange Haft.

Neuseeland mit seinen knapp fünf Millionen Einwohnern war bisher von Terrorismus und Amokläufen weitgehend verschont geblieben. Bei den Anschlägen handelt sich um den größten Massenmord in der Geschichte Neuseelands in Friedenszeiten. (AFP, 21.3.2019)