"Oh nein, die schon wieder ..."
Foto: Isabelle Szott

Liverpool – Natürlich braucht man nicht lange darüber zu diskutieren, dass Fotosafaris und Whale-Watching der Großwildjagd und dem Walfang vorzuziehen sind – der "traditionellen" Umgangsweise des Menschen mit Walen und Elefanten, die dann im 20. Jahrhundert verheerende Ausmaße annahm. Aber auch auf den sogenannten sanften Tourismus würden die Tiere offenbar ganz gerne verzichten.

Im vergangenen Herbst berichteten japanische Walforscher – tatsächliche Forscher –, dass Buckelwale auf die Annäherung von Schiffen reagieren, indem sie ihre berühmten Gesänge deutlich reduzieren oder sogar ganz verstummen. Erst wenn die Schiffe abziehen, nehmen sie den Gesang wieder in vollem Umfang auf. 2014 hatten britische Forscher Daten über Minkewale in isländischen und Delfine in neuseeländischen Gewässern vorgelegt: In beiden Fällen handelte es sich um Gebiete mit viel Whale-Watching-Tourismus, und beide Spezies von Meeressäugern zeigten Flucht- und Vermeidungsverhalten.

Elefanten und ihre Besucher

Aber auch Afrikanische Elefanten bleiben offenbar nicht unbeeindruckt von dem, was für sie eine Schar aufgeregter Primaten sein muss, die auf einem großen und lauten beweglichen Ding auf sie zugerollt kommt. Die Biologin Isabelle Szott von der Liverpool John Moores University hat nun im "Journal of Zoology" die Ergebnisse einer Verhaltensstudie präsentiert. Das Resultat: Die Elefanten werden von den menschlichen Besuchern gestresst und deshalb aggressiv.

Szott studierte 15 Monate lang das Verhalten einer südafrikanischen Elefantenpopulation in einer touristisch erschlossenen Region. Je mehr Menschen kamen und je näher diese den Elefanten auf die Pelle rückten, desto aggressiver wurde das Verhalten der Tiere. Die steigende Aggression äußerte sich nicht in Attacken gegen die Menschen, sondern in den Interaktionen innerhalb der Elefantengruppen. Das soziale Gefüge der Elefanten wurde somit beeinträchtigt – auch wenn die Weibchen, die die Elefantengesellschaft letztlich zusammenhalten, weniger stark reagierten als die schon von Natur aus aggressiveren Elefantenmännchen.

Dilemma

Tourismus und Artenschutz stehen damit vor einem Dilemma: Auf der einen Seite bringen die Fotosafaris Geld und Arbeitsplätze mit sich, was dem Elefantenschutz zugutekommt. Zudem hat die Tourismusbranche ein großes Interesse an intakten Elefantenpopulationen, die dementsprechend geschützt werden. Auf der anderen Seite steht aber die Belastung der Tiere, die durch Besucher beim Fressen oder Ruhen gestört werden.

Um das Dilemma aufzulösen, schlägt Szott vor, noch genauer als bisher darauf zu achten, dass stets eine Mindestdistanz zwischen den Touristen und dem ihnen nächsten Mitglied der Elefantengruppe eingehalten wird. Wie groß diese Distanz zu sein hat, lasse sich aus Beobachtungsdaten ableiten. Und extrem unverantwortliches Verhalten – etwa wenn sich ein Jeep voller Touristen zwischen die Tiere und eine Wasserstelle oder gar zwischen Mutter und Kalb drängt – müsse unbedingt unterbunden werden. (red, 24. 3. 2019)