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Mit "Stadia" will Google endlich Cloud-Gaming schmackhaft machen.

Foto: Getty/Sull

Die Streaming-Revolution am Gaming-Markt haben schon viele probiert. Durchgesetzt hat sich aber bisher kein Anbieter. Mit Google versucht nun das nächste Unternehmen die Zukunft des Gamings an den Start zu bringen. Der US-Konzern hat mit "Stadia" eine Plattform ins Leben gerufen, die PC und Konsole für aufwendiges Gaming nichtig machen soll.

Obwohl Google auf eine vielversprechende Infrastruktur zurückgreifen kann und selber unter die Spieleentwickler gegangen ist, gibt es allerdings viele Fragezeichen rund um "Stadia". Wird das nächste große Ding im Gaming Konsolen und PCs also obsolet machen?

Google

Gaming-Revolution vorerst nicht in Österreich

Vorweg wird es wohl noch eine Weile dauern, bis der Dienst in Österreich Fuß fassen wird. Google hat bereits angekündigt, dass das Alpenland nicht unter jenen Ländern ist, in denen "Stadia" zum diesjährigen Start verfügbar sein wird. Ohnehin könnten nur wenige heimische User den Dienst ordentlich nutzen, liegt doch der Median der österreichischen Downloadgeschwindigkeiten laut RTR bei rund 20 Megabit/s.

Um den Cloudgaming-Dienst gut nutzen zu können, setzt Google nämlich eine Breitbandverbindung von mindestens 25 Mbit/s voraus. Für 4K-Gaming sind es sogar 30 Mbit/s. Ist "Stadia" mit einer schlechteren Internetverbindung überhaupt nutzbar? Dies hat Google bislang verschwiegen.

Das alte Latenz-Problem wurde nicht beseitigt

In ersten Tests hat sich außerdem gezeigt, dass die Latenz in Full HD mit 30 Bildern pro Sekunde beim getesteten Spiel Assassin's Creed: Odyssey bei 166 Millisekunden liegt. Bei Singleplayer-Spielen ist dies noch verkraftbar, bei schnellen Mehrspieler-Shootern allerdings durchaus ein entscheidender Faktor. Allerdings hat Google seit seinen frühen Gehversuchen mit Cloudgaming im Rahmen von "Project Stream" bereits deutliche Verbesserungen erzielt. Bisher war die hohe Latenz beim Spiele-Streaming ein Störfaktor, der dafür gesorgt hat, dass Spieler schließlich doch wieder zu Konsole oder PC zurückkehrten. Wird man dieses Problem bis zum Release in den Griff bekommen? Auch dies wird sich erst zur Veröffentlichung zeigen – für schnelle Games ist "Stadia" momentan nicht geeignet.

Beim Gaming nun auch Abhängigkeit von Google

Dass alle Berechnungen in Googles Datenzentren stattfinden und nicht mehr ein großes Kastl für aufwendiges Gaming nötig ist, bringt zwar einen gewissen Komfort mit sich – gleichzeitig macht man sich aber auch abhängig. Der Konzern hat in der Vergangenheit bei Projekten, die nicht ganz so liefen, wie man sich das vorgestellt hat, schnell die Notbremse gezogen.

Was passiert also, wenn Google auch bei "Stadia" irgendwann genug hat? Games und Spielstände sind dann nämlich futsch. Erschwerend kommt hinzu, dass Google noch nichts zur Preisgestaltung bekanntgegeben hat. Wie viel zahlt man monatlich oder jährlich? Was passiert mit meiner Sammlung, wenn ich mal ein paar Monate pausieren will? "Stadia" bedeutet, dass man sich hier einem datensammelnden Konzern ausliefert – in den guten alten Zeiten der Disc war das nicht so.

Was für Googles "Stadia" spricht

Googles Cloudgaming-Dienst ist ein interessantes Konzept, keine Frage. Spiele ohne Download in Sekunden überall zu starten ist ein großer Mehrwert. Auch die Verschmelzung von Youtube und Gaming mittels "State Share" und "Crowd Play" sind spannende Elemente. Für Entwickler ist es außerdem ein Segen, dass die Piraterie damit gänzlich gestoppt wird und dass nun nicht mehr für Generation zu Generation entwickelt werden muss.

Hardware ist nun keine Barriere mehr und frei skalierbar. Der Kreativität sind somit keine Grenzen mehr gesetzt. Auch die Plattform ist nun nicht mehr entscheidender Faktor, entwickelt wird künftig einfach für alle Geräte.

Die Revolution ist abgeblasen – vorerst

Musik- und Video-Streaming sind längst Realität geworden und haben bisherige Lösungen vernichtet. Ob Googles Gaming-Revolution einen ähnlichen Effekt hat, ist momentan noch offen. Aktuell herrschen rund um "Stadia" viel zu viele Fragezeichen und auch Stolpersteine. Konsolen und PC werden somit die Anlaufstelle für Gaming verbleiben – vorerst zumindest. (Daniel Koller, 23.3.2019)