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In den USA sind die Zeiten konjunktureller Bremsmanöver durch die Notenbank Fed vorüber. Sie hat Mittwochabend das Ende der Reihe an Zinserhöhungen verkündet. Besonders heikel an der Angelegenheit: Präsident Donald Trump hatte die Notenbank mehrmals dazu aufgefordert, die Zinsen nach insgesamt neun Erhöhungen infolge nicht weiter zu erhöhen. Womit sich die Frage stellt: Hat sich das Weiße Haus durchgesetzt? Oder hat sich der Konjunkturhimmel derart verdunkelt, dass Fed-Chef Jerome Powell die Zügel schleifen lässt?

Dass die boomende US-Konjunktur nach dem längsten Aufschwung seit 100 Jahren irgendwann abkühlen wird, ist kein Geheimnis. Die Frage lautet eher: Kommt es zu einem Soft Landing, oder droht eine harte Landung, möglicherweise gar eine Rezession? Die Frage lässt sich auch nach der Fed-Entscheidung nicht beantworten, auch wenn einige Rahmenbedingungen nicht besonders optimistisch stimmen.

So war der massive Aufschwung zuletzt vor allem von den Steuersenkungen getragen. Ein Strohfeuer, wie viele Ökonomen meinen. Wenn der Effekt heuer und noch stärker im kommenden Jahr abklingen wird, bleibt vor allem eines: ein riesiges Haushaltsdefizit von rund fünf Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Gegensteuern

Hier gegenzusteuern wäre eine relativ logische Vorgangsweise. Allerdings gibt es auch andere Auffassungen. Gerade vom Arbeitsmarkt kommen derzeit keine echten Warnsignale. Die USA verzeichnen de facto Vollbeschäftigung. Erst am Donnerstag zeigten neue Daten keine gravierende Verschlechterung der Lage. Die Verlangsamung des Wachstums wird auch nicht allzu dramatisch ausfallen, meinen viele Ökonomen.

Der Internationale Währungsfonds attestiert den Vereinigten Staaten im kommenden Jahr immerhin noch ein Plus von 1,8 Prozent. Von daher halten einige Experten die Vorgangsweise der Fed für überzogen und reagierten überrascht: "Das ist ein Paukenschlag mit Tusch – und riecht ein wenig nach Panik", erklärte Otmar Lang, Chefvolkswirt der Targobank. "Fed-Chef Jerome Powell legte innerhalb kurzer Zeit eine Kehrtwende allererster Güte auf das Parkett", kommentierte Thomas Gitzel von der VP-Bank. Doch das ist nicht alles: Einige der Analysten rechnen schon mit einer Wende, also mit wieder fallenden US-Zinsen.

Reaktion auf Handelsstreit

Andere verweisen darauf, dass Powell schon im Jänner angekündigt hatte, die weitere Entwicklung genau beobachten zu wollen. Genau das mache die Fed jetzt. Allerdings agiert die Notenbank nicht nur über die Zinsen, sondern auch über Wertpapiertransaktionen. In der Finanzkrise bildete sie einen riesigen Bestand an Staatsanleihen, Hypotheken und anderen Papieren, um die Zinsen zu drücken. Zwischenzeitlich war die Bilanz im Kampf gegen die zurückliegende Wirtschaftskrise auf rund 4,5 Billionen Dollar angewachsen. Mittlerweile wurde sie wieder auf unter vier Billionen Dollar eingedampft. Doch auch hier will die Fed bald auf die Bremse steigen.

Ein weiterer Grund für die neue Ausrichtung dürfte der Handelsstreit sein. Bisher haben sich die diversen Strafzölle nicht negativ auf die US-Importe ausgewirkt, sehr wohl aber auf die Exporte. Das liegt nicht zuletzt am starken Dollar, der Ausfuhren verteuert. Nun will die Fed offenbar auch für eine Schwächung des Dollars sorgen, um das Handelsbilanzdefizit zu verringern. Anleger reagierten jedenfalls nervös auf den neuen Kurs. Den Grund umschrieb der Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets so: "Einige beschleicht der Verdacht, dass, wenn eine Notenbank, die bislang serielle Zinsanhebungen durchführte, plötzlich so vorsichtig wird, sie in Sachen Konjunktur eventuell mehr wissen könnte als alle anderen." (red, 21.3.2019)