Salzburg – Elisabeth Köstinger (ÖVP) will die Tourismuspolitik neu aufstellen. Dazu hat die Ministerin am Donnerstagabend in Salzburg den sogenannten Plan T – Masterplan Tourismus vorgestellt. Es sei kein Plan des Ministeriums, sondern der Branche – und kein Endpunkt, sondern der Beginn einer Entwicklung, betonte Köstinger. Ergänzt wird der Masterplan mit einem Aktionsplan, der konkrete Umsetzungsschritte beinhaltet.

Die Tourismus- und Nachhaltigkeitsministerin hat die Nachhaltigkeit als Grundprinzip in den Plan geschrieben. Nicht der Gast allein stehe im Mittelpunkt, die Bedürfnisse der Unternehmer, Mitarbeiter, der Umwelt und der heimischen Bevölkerung seien genauso wichtig.

Besonders beim Tourismusbewusstsein der Bevölkerung gibt es offenbar Aufholbedarf. In einigen Regionen habe der Tourismus "bei der heimischen Bevölkerung an Ansehen verloren", heißt es in dem Plan. In einem ersten Schritt soll deshalb das Image der Branche poliert werden. Nutzen und Wert des Tourismus sollen besser vermittelt werden. Tourismus und Freizeitwirtschaft haben einen Anteil von rund 16 Prozent am Bruttoinlandsprodukt (BIP). "60 Prozent der touristischen Investitionen erzeugen Wertschöpfung im Umkreis von 60 Kilometern", sagt Köstinger.

Tourismus-Satellitenkonto statt Nächtigungszahlen

"Es braucht eine Bewusstseinsbildung, dass der Tourismus nicht über allem steht", sagt die Bundesbranchenobfrau Tourismus der Wirtschaftskammer, Petra Nocker-Schwarzenbacher. "Der Overtourism hat darauf aufmerksam gemacht, da wohnt ja wer. Hier wurde in der Vergangenheit nicht aufgepasst."

Auch das Image des Tourismusberufs soll aufgebessert werden. Hier will die Ministerin bei den Unternehmen ansetzen: "In vielen Bereichen ist den Touristikern nicht bewusst, dass die wichtigste Ressource die Mitarbeiter sind." Zudem soll es ein Monitoring der Mangelberufsliste und der Rot-Weiß-Rot-Karte sowie einen neuen Preis für innovative Mitarbeiterführung geben. Qualität soll insgesamt oberstes Ziel sein. "Wir wollen auch wegkommen von den Nächtigungszahlen als Messung des Erfolgs hin zu einem Tourismus-Satellitenkonto", sagt Köstinger.

Sonderbudget für Österreich-Werbung

Die Österreich-Werbung (ÖW) erhält ein Sonderbudget von 800.000 Euro für Digitalisierung und die umstrittene Radkampagne, die auch als Prototyp für kommende Kooperationsprojekte dienen soll. Eine Aufstockung der Basisfinanzierung der Österreich-Werbung, die seit mehr als 20 Jahren eingefroren ist, ist damit noch nicht beschlossen. Das Sonderbudget sei aber ein "erstes Signal", sagt Köstinger. "Wenn mehr Geld benötigt wird, wird es eine Erhöhung geben", stellt sie in Aussicht.

Mehr Geld bekommt auch die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (ÖHT). 1,5 Millionen Euro werden bereitgestellt, um Landgastronomie, Digitalisierung und Einrichtungen für Mitarbeiter zu fördern. Eine "Kooperationskultur" soll etabliert werden. Kompetenzen und Ressourcen sollten vermehrt gebündelt und Initiativen zwischen Bundesländern und einzelnen Destinationen besser abgestimmt werden. Österreich soll als Kulinarikdestination positioniert und das Netzwerk Kulinarik neu aufgestellt werden. Diese Mittel kommen aus dem Topf der ländlichen Entwicklung.

Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel

Auch der aus dem Almengipfel resultierende "Aktionsplan für sichere Almen" ist im Tourismusplan enthalten. Wie DER STANDARD berichtete, soll ein Verhaltenskodex für Nutzer und ein Ratgeber für Almbetreiber erarbeitet werden.

Für die Vermietung über Plattformen kündigt Köstinger ebenfalls ein Maßnahmenpaket an. Bei einem Sharing-Economy-Gipfel sollen die einzelnen Maßnahmen, die erste Bundesländer wie Salzburg, das Burgenland und Wien bereits gesetzt haben, zu einer bundesweiten Lösung koordiniert werden. "Die E-Commerce-Richtlinie schafft die rechtliche Grundlage, dass Plattformen sich an das geltende Recht halten müssen und Daten herausgeben", sagt Köstinger.

Auch den Entwicklungsprozess des Plans skizzierte die Ministerin: Zunächst wurden eine repräsentative Umfrage unter 600 Tourismusbetrieben sowie 30 qualitative Stakeholder-Interviews durchgeführt. In den sogenannten Zukunftswerkstätten in jedem Bundesland wurden von insgesamt 500 Beteiligten Ideen, Vorschläge und Maßnahmen gesammelt. Ein Expertenrat, der parlamentarische Tourismusausschuss des Nationalrates und die Tourismussprecher begleiteten die Arbeit am Masterplan. (Stefanie Ruep, 21.3.2019)