Seoul – Nordkorea zieht sich überraschend aus einem gemeinsamen Verbindungsbüro mit Südkorea an der gemeinsamen Grenze zurück. Nordkorea habe erklärt, der Schritt erfolge auf Anweisung von höchster Stelle, teilte das südkoreanische Vereinigungsministerium am Freitag mit. Südkorea könne seine Mitarbeiter in dem Büro in der nordkoreanischen Stadt Kaesong belassen.

Die Gründe für den Rückzug waren zunächst unklar. Das Büro diente als wichtiger Kommunikationskanal. Der Schritt erfolgt nach dem Scheitern des Gipfeltreffens Nordkoreas mit den USA Ende Februar in Vietnam. Donald Trump und Kim Jong-un waren sich dabei in der zentralen Frage der atomaren Abrüstung Nordkoreas nicht nähergekommen. Bisher hatte sich die Stimmung aber nur zwischen den USA und Nordkorea verdüstert, nicht zwischen den beiden Nachbarstaaten. Wieso das nun anders ist, war vorerst nicht zu eruieren.

Rückschlag für Annäherung

Die USA hatten am Donnerstag erstmals nach dem Gipfel Sanktionen gegen zwei chinesische Reedereien verhängt, die Nordkorea beim Umgehen der internationalen Sanktionen geholfen haben sollen. Man sei weiter entschlossen, die vollständige atomare Abrüstung Nordkoreas zu erreichen, erklärte das US-Finanzministerium am Donnerstag anlässlich der Verhängung der neuen Sanktionen gegen die zwei chinesischen Schifffahrtsunternehmen. "Wir machen ausdrücklich klar, dass Reedereien, die mit betrügerischen Taktiken den illegalen Handel mit Nordkorea verschleiern, sich selbst einem großen Risiko aussetzen", erklärte Minister Steven Mnuchin.

"Wichtige Aktionen heute", schrieb US-Sicherheitsberater John Bolton als Reaktion auf Twitter. Die Maßnahmen seien allerdings kein Zeichen dafür, dass die USA den Druck auf Nordkorea erhöhten, sagte ein namentlich nicht genannter hochrangiger Regierungsbeamter dem Sender CNN.

Rund um die jüngsten verbalen Geplänkel zwischen den USA und Nordkorea hatte vergangene Woche Nordkoreas Führung auch weitere Verhandlungen über ihr Atomwaffenprogramm infrage gestellt. US-Außenminister Mike Pompeo reagierte aber zuversichtlich: Er sei optimistisch, dass die Gespräche mit Nordkorea weitergehen könnten. (APA, 22.3.2019)