Dass der US-Präsident per Twitter Land im Nahen Osten zuspricht, mag originell sein, Überraschung ist es keine mehr. Die Anerkennung der israelischen Souveränität über den 1967 eroberten und 1981 annektierten Golan stand längst im Raum. Dass Donald Trump damit in den israelischen Wahlkampf eingreift, zeigt, wen er sich als nächsten Premier wünscht: Benjamin Netanjahu.

Reale Änderungen bringt die Entscheidung, die wohl nächste Woche während des Besuchs Netanjahus in Washington formalisiert werden wird, keine: Es ist ja ohnehin keinerlei Rede davon, dass Israel den Golan aufgeben könnte. Die Zeiten der syrisch-israelischen Verhandlungen, die seit Beginn der 1990er-Jahre, auch von Netanjahu, immer wieder aufgenommen wurden, sind vorbei. Für keine der derzeit wahlkämpfenden Parteien in Israel ist das ein Thema.

Befürchtungen vor gewalttätigen Reaktionen in der arabischen Welt sind relativiert, seit Trumps Anerkennung von Jerusalem als israelische Hauptstadt ohne großen Aufruhr hingenommen wurde. Dabei ist Jerusalem für alle Muslime, nicht nur die Araber, ein emotionales Thema.

Trumps einsame Golan-Entscheidung hingegen ist eher ein Problem für die arabischen Staatskanzleien. Aber genau das könnte letztendlich bedeuten, dass sich Trump selbst ins Knie geschossen hat: wenn er nämlich die arabische Unterstützung für seinen – bald zu präsentierenden – großen "Deal" im Nahen Osten braucht. (Gudrun Harrer, 22.3.2019)