Nicolaus Schafhausen zieht weiter nach München. Am Donnerstag wurde er von der Wiener Kunsthalle mit einer Farewell-Party verabschiedet.

Foto: Kunsthalle Wien

Durchaus gut aufgelegt und kein bisschen zerknirscht verabschiedete Nicolaus Schafhausen sich am Donnerstagabend anlässlich seiner letzten Ausstellungseröffnung mit einer launigen Rede von der Kunsthalle Wien. Ein eingeschworenes Grüppchen war zusammengekommen, um dem glücklosen Kunstpropheten letztmals zu lauschen. Und siehe da, er teilte ordentlich aus.

Verdoppelte Besucherzahlen

Die 300 Veranstaltungen und Talks, die er als Direktor in den letzten sechseinhalb Jahren in Wien organisiert habe, "waren Highlights, die diese Stadt so schnell nicht mehr erleben wird", stieg Schafhausen mit seinen Kritikern in den Ring. Die Kunsthalle sei nun in der Gegenwart angekommen.

Anders als die verbohrte Kulturpolitik, durfte man argwöhnen. Die zögerte nämlich, mit allen Visionen des Scheidenden Schritt zu halten. Den Gratiseintritt für alle hätte sie nicht gewollt. Ein Fehler! Manchmal habe er es doch gemacht – "und siehe da, die Besucherzahlen verdoppeln sich". Wie gut, wenn man so gut rechnen kann.

Dass "aktuell die Politik ernsthaft diskutiert, dass die Justiz ihr unterstellt sein muss", fand Schafhausen dann "schlimm" und sieht sich in seinem Beschluss, Wien zu verlassen, bestätigt.

Eine Sprache zum Abgewöhnen

Hart ins Gericht ging er auch mit den "schwachen Feuilletonteilen" des Landes. Diese hätten nicht nur "versucht", sein Programm "scheiße" zu finden, und sich dabei im Ton vergriffen: "Oh mein Gott, das ist die Sprache, die mir in der Schule abtrainiert worden ist: einfach, möglichst verständlich. Man kann nicht alles niederbrechen auf was Dumpfes."

Sie hätten außerdem "Zahlen behauptet, die gar nicht stimmen. Wir sind eine der transparentesten Institutionen Österreichs, Sie können alles auf der Webseite abfragen". Das darf man ebenso bezweifeln wie Schafhausens These, wenn seine Nachbarmuseen im MQ pro Besucher acht Euro einnähmen, wären darunter keine Kinder.

Am Freitag war Schafhausens letzter Arbeitstag. Er will wieder nach Wien kommen. Ob er dann in die Kunsthalle gehen wird? Seinen anwesenden Nachfolgerinnen von WHW übergebe er eine "Institution in einem wirklich sehr guten Zustand". Die Damen freuen sich bestimmt unbändig. Der Prophet zieht derweil zum nächsten Berg. (Michael Wurmitzer, 22.3.2019)