Algier – In Algerien haben die Proteste gegen Präsident Abdelaziz Bouteflika auch am Wochenende angehalten. Im Zentrum der Hauptstadt Algier versammelten sich am Samstag Hunderte Rechtsanwälte und forderten den sofortigen Rücktritt des 82-jährigen Staatsoberhauptes.

"Respektiert den Willen des Volkes", stand auf Transparenten, die auf der Kundgebung zu sehen waren. "Ja zu einer Justiz, die frei von korrupten Amtsträgern ist", war auf anderen Transparenten zu lesen. Am Freitag hatten sich erneut Hunderttausende Algerier an den Protesten beteiligt.

Demonstration in Wien

Am Sonntag haben sich auch in Wien rund 50 Menschen zu einem Sit-in beim Museumsquartier eingefunden. Die Demonstrationen gegen den 82-jährigen Bouteflika in Algerien halten seit Wochen an. Sie entzündeten sich an seinen Plänen, zum fünften Mal bei einer Präsidentenwahl anzutreten. Zwar beugte er sich dem Druck, verzichtete auf eine Kandidatur und versprach Reformen. Allerdings will Bouteflika erst abtreten, wenn es eine neue Verfassung gibt. Zudem wurde die für April geplante Wahl verschoben.

Seit 20 Jahren an der Macht

Einen Rückschlag erlitt Bouteflika am Mittwoch, als sich Stabschef Ahmed Gaed Salah hinter die Demonstranten stellte. Das Militär hat wiederholt in die Politik eingegriffen. Es stoppte 1991 eine Wahl, vor der eine islamistische Partei in den Umfragen führte. Es folgte ein Jahrzehnt von Unruhen, bei denen die Sicherheitskräfte gegen Aufständische vorgingen. Etwa 200.000 Menschen starben.

Bouteflika ist seit 20 Jahren an der Macht. In der Vergangenheit konnte er sich auf das Militär und einen inneren Zirkel aus anderen Veteranen des Unabhängigkeitskriegs von 1954 bis 1962 stützen. Inzwischen haben sich allerdings Teile der Regierungspartei Nationale Befreiungsfront den Demonstranten angeschlossen. Gegner werfen Bouteflika unter anderem vor, er könne nach einem Schlaganfall sein Amt nicht mehr ausüben und sei eine Marionette. Besonders unter jüngeren Bürgern verliert er an Rückhalt. Fast 70 Prozent der Algerier sind unter 30 Jahre alt. Davon wiederum sind mehr als ein Viertel ohne Arbeit. (APA/Reuters/red, 24.3.2019)