Soleier habe ich in Großbritannien kennen und lieben gelernt. Die heißen auf Englisch auch viel passender Pickled Eggs und sind in Pubs Standardinventar. Den Namen finde ich deshalb treffender, weil die Eier ja in Essig-, Salz-, Essig-Salz- oder Essig-Salz-Zucker-Lake eingelegt werden können. Da ist das englische Wort nicht so restriktiv wie das deutsche "Soleier".

Foto: Ella Josephine Esque

Nach der Matura hat es mich nach London verschlagen, das war nicht nur beruflich aufregend, da gab es mit Anfang 20 auch zwischenmenschlich viel zu lernen. Unter anderem die Art meiner englischen Freunde, nicht nur zu clubben, sondern auch zu "pubben". Zwei Dinge waren mir dabei komplett neu: zum einen, dass immer jemand das Bier in einem großen Krug holen geht und dann allen einschenkt. Das fand ich nicht so gut, weil das Bier, wenn es endlich ankam, lasch und abgestanden geschmeckt hat. Das zweite war, das es immer Pickled Eggs zum Bier gab. Nach anfänglicher Skepsis und dem dann als Mutprobe geforderten ersten Biss war ich komplett begeistert. Es gibt meiner Ansicht nach nichts Besseres zu Bier als eingelegte Eier.

Eier als Katerhilfe

Für die Kombination von Eiern und Alkohol gibt es eine Art Ernährungslogik und die heißt Cystein. Das ist eine Aminosäure, die dabei hilft, Ethanal abzubauen. Das entsteht bei der Alkoholverarbeitung in der Leber. In Eiern ist natürliches Cystein enthalten, deshalb sind sie ein oft empfohlenes Kateressen. Wie wirksam es ist, die Eier gleich zum Betrinken mitzuessen, sei dahingestellt, es ist zumindest sehr praktisch gedacht. Es ist immer wieder faszinierend, wie treffsicher Menschen intuitiv die richtigen kulinarischen Kombinationen kultiviert haben. Das mit den Eiern haben nicht erst die Briten entdeckt, das wussten schon die alten Römerinnen und Römer. Die Redensart "Ab ovo usque ad mala", also "Von Anfang bis zum Ende", hat Horaz in seinen Satiren niedergeschrieben. Wörtlich übersetzt heißt das: "Vom Ei bis zu den Äpfeln", weil Eier schon im Imperium Romanum als Vorspeise sehr beliebt waren und zur Nachspeise Früchte serviert wurden. Und dazwischen gab es wahrscheinlich auch nicht zu wenig zum Trinken.

Foto: Ella Josephine Esque

Es gibt unzählige Arten, lakto-fermentierte Eier zu machen, drei davon stelle ich hier vor. Die erste, weil sie so praktisch und ohne viel Aufwand ist: Eier eingelegt in Sauerkrautsaft. Diese Methode eignet sich nicht nur für Sauerkrautsaft, man kann dafür jede Lake von Eingelegtem oder Fermentiertem nehmen, also was man gerade zu Hause hat oder was schmeckt: Essiggurken, fermentierte Tomaten, eingelegte Paprika, Radieschen oder Perlzwiebel. Zur zweiten Fermentation der Sauerkrautlake kann man auch noch mal Gewürze oder eine scharfe Chili hinzufügen.

Wie man ganz einfach Sauerkraut macht, habe ich bereits im Blogbeitrag "Sauerkraut selber machen: Klassisch, Goldkraut, Za'atarkraut und Ruby-Kraut" beschrieben.

Eier in Sauerkrautsaft

Foto: Ella Josephine Esque

Zutaten

  • Ein Dutzend Eier
  • Übrig gebliebene Sauerkrautlake

Zubereitung

Für hartgekochte Eier, die Eier an der "flacheren" Spitze anstechen, mit kaltem Wasser in einen Topf geben, aufkochen lassen und dann auf kleinster Flamme zwischen acht und zwölf Minuten kochen, je nach Größe der Eier. Gelingt jedes Mal, ohne dass die Eier platzen. Heißes Wasser abgießen, kaltes Wasser darüber geben und die Eier schälen.

Die Eier in ein Glas geben, Sauerkrautsaft über die Eier gießen, bis sie ganz mit Lake bedeckt sind. Zwei Tage bei Zimmertemperatur stehen lassen. Ab dann kann man sie essen. Nach zwei Tagen das Glas in den Kühlschrank übersiedeln. Da halten sie bis zu zwei Wochen. Länger haben sie zumindest bei mir noch nie überlebt.

Pennsylvania Dutch Pickled Eggs oder Rote-Rüben-Eier

Pennsylvania Dutch Pickled Eggs sind eine kleine Besonderheit: Sie werden mit Roten Rüben angesetzt und neben der auffälligen Farbe haben sie auch einen auffälligen Namen. Frei übersetzt wäre das so was wie "Eingelegte Eier nach Art der Pennsylvaniadeutschen". Sie haben sich nicht verlesen, "Dutch" meint in diesem Fall wirklich Deutsche und nicht Holländer. Der Name kommt daher, dass deutsche Einwanderer diese Spezialität, also Soleier, in die USA, genauer nach Pennsylvania, mitgebracht haben. 

Foto: Ella Josephine Esque

Zutaten

  • 1 Dutzend hartgekochte, geschälte Eier
  • 6 Rote Rüben
  • 200 ml warmes Wasser
  • 100 g Zucker
  • 1 TL Salz
  • 200 ml Apfel Essig, wer hat, unpasteurisiert
  • 1 TL Pfefferkörner, ganz


Zubereitung

Zucker und Salz im warmen Wasser auflösen.

Für die Rote Rüben ziehen Sie sich am besten Handschuhe an, damit Ihre Finger nicht drei Tage lang rot sind. Rote Rübe schälen, feinblättrig aufschneiden und die Hälfte davon entsaften. Wer keinen Entsafter hat, die Hälfte der Roten Rüben mit zum Wasser geben, nachdem Zucker und Salz aufgelöst sind und dann mit einem Standmixer oder Pürierstab mixen und dann abseihen.

Die hartgekochten Eier und die Roten Rüben abwechselnd ins Glas schlichten und Rote-Rüben-Saft, Wasser und Essig darüber leeren. Glas fest verschließen. Ein paarmal vorsichtig schwenken, schauen, dass alles gut bedeckt ist und für ein bis zwei Tage reifen lassen, dann in den Kühlschrank stellen.

Honig-Senf-Eier

Dieses Rezept ist über die Jahre in eigenen Experimenten entstanden. Ich hab schon viele Rezepturen ausprobiert, so kann ich aus Eigenerfahrung davon abraten, Soleier in einer Lake aus frisch gemixten Bärlauchblättern zu machen. Das ist zwar schön grün, stinkt aber abartig arg. Nicht meins, aber erlaubt ist, was schmeckt. Ganz anders die sanften, samtig, gelben Honig-Senf-Eier, das ist wie eine Geschmackssymphonie, vor allem wenn man ein paar Zehen Honigknoblauch zu Hause hat.

Foto: Ella Josephine Esque

Zutaten

  • 1 Dutzend hartgekochte, geschälte Eier
  • 200 ml warmes Wasser
  • 100 g Honig (naturbelassen, also nie über 40 Grad erhitzt)
  • 1 TL Salz
  • 100 ml weißer Essig, zum Beispiel weißer Balsamico-Essig
  • 3 EL scharfer Senf
  • 1 TL Kurkuma
  • 1 Stück Kren (Menge je nach Geschmack)
  • Optional: Senfkörner
  • Optional: 3 Zehen Honigknoblauch

Zubereitung

Honig und Salz im lauwarmen Wasser auflösen, dann den Essig dazugießen, den Senf und das Kurkuma unterrühren. Kren feinblättrig schneiden oder reiben, wie man es lieber mag, und mit den hartgekochten Eiern in ein Glas geben. Wer mag, kann jetzt die Senfkörner und die Honigknoblauchzehen dazugeben.

Mit der Honig-Senf-Mischung auffüllen. Glas fest verschließen und vorsichtig durchschwenken. Das Glas nach ein bis zwei Tagen bei Zimmertemperatur in den Kühlschrank übersiedeln und genießen.

Foto: Ella Josephine Esque

Wie man in Honig fermentierten Knoblauch macht, können Sie hier auf meinem Blog nachlesen. (Ella Josephine Esque, 28.3.2019)

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