Haifa – In der Stunde des wohl größten Triumphs seiner Trainerlaufbahn ist Andreas Herzog bemerkenswert ruhig geblieben. Während sich Israels Fußball-Nationalmannschaft inklusive Betreuerstab und Mentalcoach Markus Rogan bei der Ehrenrunde von den Fans feiern ließ, verschwand der Teamchef am Sonntag nach dem 4:2 in der EM-Qualifikation in Haifa gegen Österreich relativ schnell in den Stadionkatakomben.

Man kennt sich.
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Dort gab der Wiener eine sachliche Analyse der Ereignisse ab und versuchte die Aufmerksamkeit auf seine Spieler zu lenken: "Ich bin stolz auf meine Mannschaft. Wir wussten, dass wir eine außergewöhnliche Leistung brauchen, und die haben wir geschafft."

Trost

Die Freude sei groß, aber nicht überschäumend. "Vielleicht kommt das noch in den nächsten ein, zwei Tagen. Jetzt bin ich noch angespannt." Eine kurze Party in der Kabine inklusive der israelischen Sportministerin ließ sich Österreichs Rekordteamspieler nicht nehmen, doch dann richtete er den Blick wieder nach vorne: "Wir müssen das Spiel noch genau analysieren."

Mit vier Punkten aus den ersten zwei Partien darf Israel von der ersten EM-Teilnahme seiner Geschichte träumen. So weit wollte Herzog nicht in die Zukunft blicken, "aber wir wissen jetzt, dass wir mit einer guten Leistung und Glück in wichtigen Situationen wichtige Spiele gewinnen können".

Nach dem Spiel umarmte Herzog Österreichs Teamchef Franco Foda und flüsterte ihm tröstende Worte ins Ohr. "Ich habe ihm gesagt, dass wir eigentlich einen Scheißjob haben. In der Halbzeit hätte er hoch führen müssen, und im Nachhinein feiere ich – für Trainer ist es eine Achterbahn der Gefühle. Vor der Pause hatten wir das Glück auf unserer Seite, aber am Ende hatten wir das Glück des Tüchtigen."

Connection

Neben dem Teamchef jubelten in Haifa auch weitere Österreicher – allen voran Markus Rogan und Willi Ruttensteiner. Ex-Schwimmstar Rogan gab von der Betreuerbank aus des Öfteren gestenreich Anweisungen – seine neue Aufgabe hat es dem 36-Jährigen offensichtlich angetan. "Ich kenne mich im Fußball wahrscheinlich von allen hier am wenigsten aus, aber wenn es darum geht, die Leistung im entscheidenden Moment auf den Punkt zu bringen – das ist in fast allen Sportarten gleich", sagte Rogan.

Genau das ist dem israelischen Team in den vergangenen Tagen gelungen. "Doch wir haben noch acht Spiele", wiegelte Rogan ab. Welchen Beitrag er selbst zu Israels Erfolgen leistete, wollte er nicht einschätzen. "Ich möchte nicht darüber reden, was ich gemacht habe oder mache. Die meiste Arbeit hat mit Abstand Andi."

Man tröstet sich.

"Der Hund ist g'scheit"

Für Herzog war Rogan voll des Lobes. "Er ist wirklich ein Vollprofi. Es ist wunderschön, mit ihm zu arbeiten", erklärte der Olympia-Medaillengewinner. "Wie er sich auf jedes Training und jede Sitzung top vorbereitet, ist inspirierend."

Auch Herzog streute dem Ex-Weltrekordler, den er seit seiner Zeit bei LA Galaxy kennt, Rosen. Rogan sei ein "extrem schlauer Bursch", ein "totaler Optimist" und "immer positiv", sagte der Coach und berichtete von der Ansprache, die der Mentalcoach am Sonntagvormittag vor der Mannschaft gehalten hatte. "Mit den ersten vier, fünf Sätzen hat er die Spieler richtig am Nerv getroffen. Da habe ich mir gedacht: Der Hund ist g'scheit."

Die Programmierung

Eingefädelt wurde das Rogan-Engagement von Ruttensteiner, der beim Erfolg über Österreich nach eigenen Angaben ein "ganz, ganz komisches Gefühl" verspürte. "Ich war ja 18, 20 Jahre auf einen Sieg von Österreich programmiert."

Der Oberösterreicher arbeitete von 1999 bis 2017 für den ÖFB, die meiste Zeit als Hauptverantwortlicher für den sportlichen Bereich. Vor eineinhalb Jahren musste er den Verband verlassen, ebenso wie wenige Monate später Klaus Lindenberger, der mittlerweile Tormanntrainer der israelischen Auswahl ist.

Ruttensteiner hat gut lachen.
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Herzog wurde im Herbst 2017 vom ÖFB nicht als Teamchef verpflichtet – nun nahm das Trio Revanche, auch wenn der Coach beteuerte: "Ich spüre keine Genugtuung." Zurückhaltend äußerte sich auch Ruttensteiner: "Mir haben Spieler und Funktionäre gratuliert. Das finde ich sehr anständig." (APA, red, 25.3.2019)