Wien – Die Bischofswahl in der evangelisch-lutherischen Kirche spitzt sich auf drei Kandidaten zu. Nominiert sind bisher der als linksliberal geltende ehemalige Diakonie-Direktor Michael Chalupka, Kärntens Superintendent Manfred Sauer und der oberösterreichische Pfarrer Andreas Hochmeir, der dem konservativen evangelikalen Flügel zugerechnet wird.

Über die Nachfolge von Bischof Michael Bünker wird am 4. Mai entschieden. Bünker stand zuletzt vor allem rund um die Debatte um das Karfreitags-Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im Fokus. Der gebürtige Leobener, der in Kärnten aufgewachsen ist, ist seit 2008 Oberhaupt der Lutheraner in Österreich. Seine Amtszeit endet aus formalen Gründen: Zum einen erreicht er am 26. April das Pensionsalter von 65 Jahren, zum anderen endet auch seine Amtszeit von maximal zwölf Jahren.

Länder haben Präferenzen

Zuständig für die Nominierung der Bischofskandidaten und -kandidatinnen sind die Superintendentialversammlungen in den sieben einzelnen Diözesen. Wählbar sind "akademisch ausgebildete, ordinierte geistliche Amtsträger oder Amtsträgerinnen österreichischer Staatsbürgerschaft, die das 40. Lebensjahr vollendet haben". Gewählt wird im Rahmen einer Synode, wobei eine Zweidrittelmehrheit der Stimmen notwendig ist.

Sechs Superintendentialversammlungen haben ihre Nominierungen bereits abgegeben. Am Samstag wird Oberösterreich die Reihe abschließen. Die Diözese Salzburg-Tirol votierte ebenso wie die Steiermark für Chalupka und Hochmeir, in Wien fiel die Wahl auf Chalupka und Sauer. Burgenland nannte Chalupka und Hochmeir, der auch von der niederösterreichischen Superintendentialversammlung aufgestellt wurde. Kärnten stellte am Samstag erwartungsgemäß Sauer auf.

Bekanntester ist Chalupka

Die drei derzeit fest stehenden Kandidaten könnten nicht unterschiedlicher sein. Als bekanntestes Gesicht gilt Chalupka. Als langjähriger Diakonie-Direktor hatte er sich regelmäßig zu tagespolitischen Themen weitgehend unverblümt geäußert. Vor allem aufgrund seines Einsatzes für Armutsbekämpfung und Flüchtlinge hat er sich als linksliberales Aushängeschild der evangelischen Kirche einen Namen gemacht.

Öffentlichkeitswirksam hat sich auch Sauer im Laufe seiner Amtszeit als Superintendent positioniert. Zuletzt durch seinen Einsatz für den Erhalt des Karfreitag als hoher protestantischer Feiertag mit einer Online-Petition und einem Schweigemarsch in Klagenfurt gegen dessen Streichung. Für Wirbel sorgte er vor Jahren mit seinem Lob für Jörg Haider in einem Hirtenbrief nach dessen Unfalltod. Die ehemalige Superintendentin Gertraud Knoll trat danach aus Protest aus der Kirche aus.

Evangelikal und bibeltreu

In der Öffentlichkeit weit weniger Präsent war bisher der dritte Kandidat Hochmeir. Er gilt – wie der oberösterreichische Superintendent Gerold Lehner, dessen Stellvertreter Hochmeir ist – als evangelikal und bibeltreu. In der Entscheidung der Lutheraner zur Trauung Homosexueller Paare soll sich seine Gemeinde Wallern in einer Stellungnahme gegenüber der Synode dem Vernehmen nach gegen eine Öffnung ausgesprochen haben. Teile der oberösterreichischen Evangelischen, die innerhalb der lutherischen Kirche als konservativ und bibeltreu gelten, sollen rund um die Frage gar mit einer Abspaltung gedroht haben.

Unter den drei zurzeit fest stehenden Kandidaten ist Hochmeir auch der jüngste. Chalupka und Sauer dürften das Bischofsamt bis zum Erreichen ihres Pensionsalters nur für sechs bis sieben Jahre ausüben. Danach würde neuerlich gewählt, und es könnte erstmals eine Frau zum Oberhaupt der Lutheraner gewählt werden, so die kircheninternen Befürworter einer solchen Übergangslösung. Fällt die Wahl freilich auf Hochmeir, dann könnte dieser die volle Amtsperiode von zwölf Jahren durchdienen. (APA, 25.3.2019)