Die Wahl 1999 und die Regierungsbildung zwischen ÖVP und FPÖ sorgte im STANDARD-Forum für Diskussionen. 20 Jahre später wird noch immer leidenschaftlich diskutiert.

Foto: Matthias Cremer

Vor 20 Jahren erblickte das erste Posting auf derStandard.at das Licht der Internetwelt. Am 13. April 1999 war damit der Diskurs eröffnet – und das gleich einmal mit einer Medienkritik. User "Gerald K." postete ein Thomas-Bernhard-Zitat unter einem Artikel zum Kosovo-Krieg:

Knapp 43.000 Postings von rund 2.000 Userinnen und Usern wurden in diesem Jahr unter den Artikeln auf derStandard.at veröffentlicht. Zum Vergleich: 2018 erschienen über 10,4 Millionen Postings von knapp 57.000 Userinnen und Usern. Ein deutlicher Zuwachs der Community, die sich im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs einbringt.

Aber was treibt die Community an?

Der persönliche Bezug zur Berichterstattung, aber auch der Wunsch, sich kritisch zu anderen Meinungen zu äußern, gehören zu den Gründen, sich erstmals an Forendiskussionen zu beteiligen, zeigt eine STANDARD-Umfrage:

Erste Gehversuche im Internet

Nicht wenige Userinnen und User, die sich vor 20 Jahren registriert haben, sind auch heute noch aktiv. Wir haben nachgefragt, warum langjährige Community-Mitglieder in den STANDARD-Foren mitdiskutieren.

User "Randalf X." hat im STANDARD-Forum seine "ersten Gehversuche im Internet" überhaupt gemacht. "In den folgenden Wochen habe ich dann immer wieder gepostet, und schon war ich beim STANDARD gefangen", beschreibt er seine Forumstreue. Für ihn hat das Posten eine kathartische Wirkung: "Ich sehe es auch als ein gewisses Ventil, dass ich über politische Dinge schreiben kann und damit politischen Druck ablassen kann. Ich glaube, das gibt mir etwas mehr Ruhe und Klarheit in meinen Gedanken und lässt mich nicht weiter radikal abdriften."

"Dass man das Weltgeschehen einer Zeitung online kommentieren konnte, war ja damals eine Sensation. Natürlich war es mir ein Anliegen, da unbedingt dabei zu sein", schreibt Poster "johann potakowskyj1", der damals vor allem "gegen die Jörg-Haider-FPÖ und die schwarz-blaue Regierung" postete.

Zivilisiertes Niveau und feine Klinge

"Ich habe damals begonnen zu posten, weil es eine turbulente politische Zeit war und wir alle Mittel zu verwenden suchten, um unseren Unmut über die politische Entwicklung zu äußern", erklärt User "Dr.Michi" seine Motivation. Was er schätzt, ist, dass Userinnen und User interessante Informationen posten und es zu einem "Meinungsaustausch mit Andersdenkenden auf einem zivilisierten Niveau" kommt.

"Auch wenn meine eigenen Ansichten oft kontrovers waren (und sind), so wurde (und wird teilweise immer noch) mit Argumenten und einer feinen Klinge gefochten. Auch ist der Ton um vieles höflicher als in anderen Foren", beschreibt Poster "Werner Lischka" die Gründe für sein langjähriges Engagement in den STANDARD-Foren. Seine "Leidenschaft wird entzündet, wenn physikalische Grundgesetze und wirtschaftliche Logik durch Glaubensaussagen ersetzt werden. Wenn der Hauptsatz der Thermodynamik beiseite gewischt wird und der Produktionsstandort Europa auf dem Altar des Klimaschutzes geopfert werden soll, kann ich als Elektrotechniker nicht schweigen."

Journalistisches Fenster nach Österreich und bessere Deutschkenntnisse

Während für User "bearskin" die Verbesserung der Sprachkenntnisse, da Deutsch nicht seine Muttersprache ist, durch das Posten im Vordergrund stand, ist das STANDARD-Forum für die User "Dr.Michi" und "pndirish" der Kontakt zur Heimat, da beide nicht mehr in Österreich leben. Als "journalistisches Fenster nach Österreich" beschreibt Poster "pndirish" den STANDARD, wo er fern von Österreich gerne Postings liest und im Forum mitdiskutiert.

Seine Meinung zu sagen, mit anderen Userinnen und Usern zu diskutieren und Kritik zu üben gehört zu den Hauptgründen für die rege Diskussionsteilnahme der STANDARD-Community in den Foren:

Warum haben Sie angefangen, beim STANDARD zu posten?

Bei welchen Themen sind Sie besonders aktiv? Und wie haben Sie das STANDARD-Forum über die Jahre hinweg wahrgenommen? Erzählen Sie von Ihrer persönlichen Postinggeschichte! (Judith Handlbauer, 9.4.2019)