Wien – Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) kann sich die Bindung eines Teils der vom Bund vergebenen Presseförderung an substanzielle Berichterstattung über Wissenschaft und Forschung vorstellen. Er könne derartige Forderungen nachvollziehen, sagte er Montagabend bei der Feier des Klubs der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten zum 25-Jahr-Jubiläum der Vergabe des "Wissenschafters des Jahres" in Wien.

Der Wissenschaftsjournalismus sei "ein wichtiger Transporteur" von Erkenntnissen, die auf wissenschaftlicher Basis gewonnen wurden. In Zeiten von Fake News und Co sei es auf jeden Fall "falsch, dort zu sparen", so der Minister, der die herausragende Vermittlungstätigkeit der 13 bei der Gala anwesenden und insgesamt 26 "Wissenschafter des Jahres" seit der Premiere der Auszeichnung im Jahr 1994 würdigte.

Als erster Preisträger wusste der Pathologe und Alternsforscher Georg Wick noch nicht, worauf er sich einließ. "Es war eine große Ehre, es gab aber keinen Präzedenzfall dafür", sagte der spätere Präsident des Wissenschaftsfonds FWF. Einzig seine Mutter sei ein wenig enttäuscht gewesen: Sie habe damals gedacht, er würde "diesen schwedischen Preis" – sprich den Nobelpreis – bekommen.

Spätestens ab der zweiten Auflage war die Auszeichnung dann "ein Selbstläufer", erinnerte sich der damalige Klub-Vorsitzende Erich Witzmann. Das sei durchaus erstaunlich für einen Preis, mit dem das Engagement im Bereich der Wissenschaftsvermittlung gewürdigt wird.

Tatsächlich habe sich hier viel verändert, konstatierte die "Wissenschafterin des Jahres 2013", Verena Winiwarter. So hätte es etwa in den 1970er Jahren den einen oder anderen Soziologen bestimmt "extrem gestört, verstanden zu werden", sagte die Umwelthistorikerin, die ihr Fach auch im Zuge der Aufmerksamkeit durch die Auszeichnung heute deutlich besser repräsentiert sieht.

Mit einem Griff in die Handarbeits-Trickkiste habe es Winiwarter überdies geschafft, Gesellschaftsbereiche auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen, die sich sonst vielleicht nicht getraut hätten, auf eine "Wissenschafterin des Jahres" offen zuzugehen. Pressefotos von ihr mit Strickzeug bauten gewissermaßen Kontakt-Barrieren in viele Richtungen ab.

Mit einem erstaunlichen, 15-minütigen Auftritt in der "ZiB 24" hat auch der amtierende "Wissenschafter des Jahres", der Chemiker Nuno Maulide, am Jahresbeginn für viel Aufsehen gesorgt. Mittlerweile könne er sich sein ursprünglich etwas ruhiger geplantes Arbeitsjahr 2019 eindeutig abschminken: "Es ist beeindruckend, wie viele Anfragen man bekommt", sagte der gebürtige Portugiese.

In der öffentlichen Wahrnehmung "vertritt man die Wissenschaft", und dafür habe sich selbst der im Umgang mit Medien und Öffentlichkeit routinierte Forscher eine eigene Strategie zulegen müssen. Für seinen Vorgänger als "Wissenschafter des Jahres", den Komplexitätsforscher Stefan Thurner, liegt die Nachricht auf der Hand, die die Wissenschaft mit ihrer vielfach noch neuen, größeren öffentlichen Aufmerksamkeit verbreiten sollte: Im internationalen Wettbewerb könne ein rohstoffarmes Land wie Österreich nämlich nur mit Hilfe der Forschung reüssieren. Außerdem sei "die Wissenschaft das einzige Ökosystem, wo alternative Fakten nicht überleben können", so Thurner. (APA, 26.3.2019)