Vor kurzem ist die erste Frequenzauktion zu Ende gegangen, und die heimischen Netzbetreiber konnten sich jeweils Stücke des ersten vergebenen Spektrums für 5G-Mobilfunk sichern. Und das wollen sie auch alsbald möglich nutzen. "3" hat bei seiner Jahrespressekonferenz den kommerziellen Start seines neuen Netzes angekündigt, gemeinsam mit einem chinesischen Netzwerkausrüster.

Und zwar setzt der Betreiber dabei auf ZTE. Die Entscheidung sei logisch gewesen, so Firmenchef Jan Trionow, denn mit ZTE habe man schon das eigene LTE-Netz (4G) aufgebaut. Und da die nächste Generation des Mobilfunks zumindest anfangs "eng verzahnt" mit der bestehenden Technologie sein werde, sei das die effizienteste Entscheidung.

Ende des Jahres soll 5G bei "3" kommerziell starten.
Foto: STANDARD/Pichler

Auch Huawei hat noch Chancen

Sie gilt allerdings nur für die erste Ausbaustufe. Danach plane man Ausschreibungen, um zu ermitteln, wer für die Schritte zum Vollausbau ab 2020 zum Zug kommen werde. Auch Huawei sei dabei im Rennen, wie jeder andere Anbieter auch.

ZTE, besonders aber Huawei, sehen sich erheblicher Kritik durch die US-Regierung ausgesetzt, die vor Spionage warnt und auch versucht, andere Länder zu einem Boykott zu bewegen. Im Gegensatz zu "3" hat sich Konkurrent A1 vor kurzem bereits vollständig deklariert und wird sein 5G-Netz in Tandem mit dem finnischen Konzern Nokia errichten.

Spezialtarife geplant

Wenn das 5G-Netz von "3" heuer startet, soll es sowohl Angebote für Firmenkunden, als auch für Privatnutzer geben, da man auf beiden Seiten hohes Interesse sieht. Soweit sein wird es wohl erste gegen Jahresende, vor allem weil es noch an ausreichenden kompatiblen Endgeräten mangelt. Wo man sich mit dem neuen Funkstandard wird verbinden können, wollte Trionow nicht verraten, eben so wenig wie den möglichen Preisrahmen für Tarife. "Pre5G", also erweitertes LTE als Vorausbaustufe, sei aber heute schon in "Teilen Wiens" verfügbar.

Weiters erklärte er auf Frage des STANDARD, dass man vorhabe, Spezialtarife einzuführen, die sich nicht nur in Sachen Bandbreite oder Datenvolumen, sondern auch bei der Übertragungsqualität von normalen Tarifen unterscheiden. Denn klarerweise gäbe es einen Unterschied zwischen üblichem Internetzugang nach "Best Effort"-Prinzip und Services, bei denen es vielleicht "um Leben und Tod" geh und die somit gesichert zuverlässige Übertragung mit stabiler Bandbreite und niedrigen Latenzen benötigen.

Es wird zum Start Tarife für Private und Firmen geben.
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Mit Einschränkungen erlaubt

Je nach Ausgestaltung könnte sich "3" damit Kritik von Verfechtern der Netzneutralität einhandeln. In Europa gilt gemäß Richtlinien des EU-Verbandes der Regulierungsbehörden (Berec), dass Datenverkehr unabhängig von seiner Verwendung von den Providern gleich behandelt werden muss.

Allerdings werden Ausnahmen gewährt. Diese gelten für Dienste, bei denen aufgrund ihrer Anforderungen eine Andersbehandlung auf technischer Ebene erfolgen muss, wobei die Einschätzung hier den nationalen Regulierungsstellen – in Österreich also der RTR – überlassen wird. Weiters sind die Anbieter dazu verpflichtet, diese Sonderdienste so zu betreiben, dass sie technisch soweit von regulären Angeboten getrennt sind, dass ihr Betrieb diese nicht negativ beeinflusst.

"Settop-Boxen werden aussterben"

Die Umbrüche durch 5G beurteilt Trionow als weitreichend. Neben längst kommunizierten Szenarien wie schnellerem Internetzugang und neuen Möglichkeiten für das "Internet der Dinge" rechnet er auch mit einer Ablöse des aktuellen terrestrischen Fernsehens. Der DVB-T-Standard werde nicht mehr weiterentwickelt. Die Zukunft des Fernsehens sei App-basiert, sagte der "3"-Chef. "Settop-Boxen werden aussterben."

Sollte diese Prognose eintreffen, dann wird das aktuelle DVB-T2 in Österreich auf eine eher kurze Lebensdauer kommen. Es wurde in Österreich ab 2013 eingeführt. Die letzten Sender stellten die Ausstrahlung mit DVB-T der ersten Generation 2017 ein.

"3"-Chef Jan Trionow sieht das Ende von DVB-T kommen.
Foto: Hutchison 3 Austria

Zufrieden mit letztem Geschäftsjahr

Hinsichtlich der geschäftlichen Entwicklung von "3" vom Geschäftsjahr 2017 auf 2018 zeigte sich Trionow zufrieden. Man sieht sich mit einem Anteil von 28,2 Prozent (plus 0,8 Prozent) nunmehr als Marktführer im Mobilfunk für Privatkunden, der Umsatz pro Kunde ging allerdings leicht (minus 3 Prozent) zurück. Im Business-Bereich wuchs man auf 23 Prozent und will bis künftig auf 26 Prozent kommen.

Dennoch ist das Betriebsergebnis insgesamt leicht rückläufig. Als Grund nennt Trionow Abschreibungen im Zusammenhang mit der Übernahme des Anbieters Tele 2. Diese habe ermöglicht, zum Komplettanbieter zu werden und – so wie A1 und mittlerweile auch T-Mobile – mobiles und stationäres Internet sowie Fernsehen anbieten zu können. Die Strategie, Internettarife technologieunabhängig anzubieten, also Einheitspreise für DSL und Mobilfunk festzulegen, sei bislang erfolgreich, so der CEO. Die Expansion der eigenen Angebote wolle man auch in den neu hinzugekommenen Bereichen "sukzessive fortsetzen".

Kritik an Auktionsformat

Für die nächste Versteigerung von 5G-Frequenzen in Österreich – sie ist für 2020 geplant – erhofft man sich Änderungen. Das genutzte Auktionsformat der ersten Vergabe habe aus "spieltheoretischen" Gründen die Frequenzen unnötig verteuert, so Trionow. Die Regierung war bei ab Ende Februar veranstalteten Bieterwettbewerb von Einnahmen in Höhe von etwa 50 Millionen Euro ausgegangen.

Tatsächlich spülten die ersten Frequenzblöcke aber sogar 188 Millionen in die Kasse. Im Vergleich zum Wettbieten um die 4G-Frequenzen im Jahr 2013 sind das allerdings "Peanuts", denn damals wurden über zwei Milliarden Euro erzielt. (Georg Pichler, 26.3.2019)