Belgrad – Nach einem Marathonprozess hat ein Belgrader Berufungsgericht am Dienstag ein im Vorjahr verkündetes Urteil gegen Mira Marković, die Gattin des einstigen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević, aufgehoben und eine neue Prozessführung angeordnet. Marković war wegen Amtsmissbrauchs nach einem mehrjährigen Prozess im Vorjahr zu einem Jahr Haft verurteilt worden.

Laut der Anklage hatte sie im Jahr 2000 die Zuteilung einer staatlichen Wohnung an das Kindermädchen ihres Enkels bewirkt. Das Berufungsgericht ist laut Medienberichten der Ansicht, dass in erster Instanz das Strafgesetz verletzt worden sei. Außerdem wäre es unklar, warum das Gericht im Vorjahr nicht zu der Schlussfolgerung gekommen sei, dass es zur Verjährung der Straftat gekommen sei.

Politisches Asyl

Marković lebt seit 2003 in Moskau, wo sie 2006, kurz nach dem Tod ihres Mannes im Gefängnis des Uno-Kriegsverbrechertribunals, auch politisches Asyl erhielt.

Gegen die einstige einflussreiche Chefin der neokommunistischen JUL-Partei waren in der Öffentlichkeit wiederholt Vorwürfe der Involvierung in Mordanschläge auf ihre politischen Gegner erhoben worden, so etwa beim Mord am Belgrader Journalisten Slavko Ćuruvija im April 1999. Ein Prozess in dieser Causa läuft in Belgrad gegen mehrere einstige Polizeispitzenfunktionäre. Eine Klage gegen Marković war in diesem Zusammenhang allerdings nie erhoben worden. (APA, 26.3.2019)