Die Schulen in London haben die Lernerfolge der Kinder verbessert. Die gesetzten Maßnahmen werden nun von einem Salzburger Bildungswissenschafter untersucht.

Lukas Hagelmüller

Salzburg/London – Brennpunktschulen in London haben in den letzten Jahren einen enormen Qualitätsschub erfahren und die Lernerfolge benachteiligter Schüler verbessert. Diesen sogenannten London-Effekt will die School of Education Salzburg nun auch nach Österreich holen. Der Salzburger Bildungswissenschafter Roland Bernhard forscht deshalb an der Universität Oxford zu den in London umgesetzten Maßnahmen.

Ein Ansatz ist etwa die stärkere Einbindung der Eltern in die Schulkarriere der Kinder. Im Jänner war der Wissenschafter an einer Schule, die 2009 noch ein Umschlagplatz für Drogen war und an der Schüler Waffen mit zum Unterricht brachten. Heute sei sie eine der besten Schulen in der Umgebung, schildert Bernhard. "Der neue Direktor ist sehr stark mit den Eltern in Kontakt getreten und hat ihnen erklärt, dass er ihre Kinder auf die Universität bringen will." Er habe damit die Schulkultur umgedreht.

Doch auch in der Organisation könne man ansetzen, sagt der Wissenschafter. In London gebe es an vielen Schulen neben dem Direktor ein mittleres Führungsteam, das für konkrete Organisationsbereiche zuständig ist. Einige Schulen hätten auch gute Erfahrungen mit einem sehr standardisierten Unterricht mit klaren Verhaltensregeln gemacht, sagt Bernhard. "Kinder aus benachteiligten oder bildungsfernen Familien, die viel Unordnung zu Hause haben, brauchen erst einmal Ordnung."

Mehr Prestige statt Lehrerbashing

Neben der individualisierten Fortbildung der Lehrer müsse in Österreich auch Schluss sein mit dem ständigen Lehrerbashing. "Ein Problem ist, dass Lehrer in Österreich ein schlechtes Prestige haben", meint Roland Bernhard. Der Beruf brauche mehr Prestige, um die am besten geeigneten Lehrer anzulocken", betont Bernhard.

Gleichzeitig sei auch sehr viel Geld in die öffentlichen Schulen investiert worden, sagt Pam Sammons von der Universität Oxford, die sich im Zuge einer Tagung in Salzburg aufhält. Die ständige Fortbildung von Lehrern sei ebenso ein wichtiger Punkt, um die Unterrichtsqualität zu verbessern und die Lehrer immer auf dem aktuellen pädagogischen Stand zu halten. Positive Auswirkungen habe auch die Zusammenarbeit mit anderen Schulen, die in bestimmten Fächern besser sind, um sich etwas abzuschauen.

Das Projekt "School Quality and Teacher Education" wird vom österreichischen Wissenschaftsfonds FWF mit 300.000 Euro gefördert. Am Dienstag haben sich in Salzburg bei einer internationalen Tagung Wissenschafter und Praktiker über das Thema ausgetauscht. (Stefanie Ruep, 27.3.2019)