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Auch Möbel kaufen Menschen heute im Internet.

Foto: AP/Tom Uhlman

Wien – Die großen Gewinne spielt es anderswo. Onlinehandel bleibt ein kostspieliges Geschäftsmodell – zumindest für den Großteil der Anbieter. 35 Prozent und mehr der im Web gekauften Ware gehen im Schnitt an die Händler retour, sagt Walter Wölfler, Chef des Immobilienberaters CBRE Österreich. Im Textilbereich werde jedes zweite Teil zurückgeschickt, zum Teil sogar noch mehr. Die logistische Abwicklung der Retouren bringt die Margen unter Druck, was vor allem Diskonter abschreckt.

Am Boom des Internetshoppens ändert das freilich wenig. Zu onlineaffin ist die junge Generation an Konsumenten. Zu stark bauen Konzerne wie Amazon die dafür nötigen Plattformen aus.

In Europas Einzelhandel laufen mittlerweile acht Prozent des Umsatzes übers Internet, erhob CBRE in einer aktuellen Studie. In fünf Jahren sollen es elf Prozent sein. Österreich liegt gemäß den Berechnungen mit 6,7 Prozent leicht unter dem Schnitt. Auch Osteuropa hinkt etwas hinterher. Ausnahme ist Tschechien: Günstiger Webzugang ließ den Onlineanteil auf fast zwölf Prozent steigen. Ein Ausreißer nach oben ist Großbritannien, wo bereits 17 Prozent der Umsätze online erzielt werden. Es ist die engmaschige, rasche Logistik, die dortige Geschäfte im Internet befeuert. Mit knapp 14 Prozent doppelt so hoch wie in Österreich ist der Webanteil in den USA.

Hohe Dichte an Geschäften

Wie wirkt sich der Onlineboom auf stationäre Händler aus? CBRE geht in den nächsten Jahren von stagnierenden bis leicht rückläufigen Verkaufsflächen aus. Betroffen sei weiterhin vor allem der Mode- und Schuhmarkt. Boden ans Internet verliere aber auch die Einrichtungsbranche.

Dass reale Einkaufsmöglichkeiten rar werden, ist freilich nicht zu befürchten. Österreich liegt in Europa beim Anteil der Handelsfläche pro Kopf im Spitzenfeld.

Im Modebereich werde der Onlineumsatz bis 2023 um rund ein Drittel wachsen, erwartet der Immobilienexperte. Im Kosmetikgeschäft prognostiziert er einen Anstieg um rund ein Fünftel, im Möbelhandel um gut 29 Prozent. Eine Verdoppelung zeichne sich im Lebensmittelhandel ab – wenngleich auf Basis eines sehr niedrigen Niveaus. Bisher werden hierzulande weniger als ein Prozent der Nahrungsmittel online gekauft.

Politische Standortstrategie

Webhandel und stationäre Flächen seien jedenfalls kommunizierende Gefäße, ist Wölfler überzeugt. Eröffne ein neuer Standort, hebe dieser auch den Internetumsatz der Region. CBRE beziffert die entsprechenden Effekte auf den Absatz im Positiven wie im Negativen mit 25 bis 30 Prozent.

Für Rainer Will, Chef des Handelsverbands, führt an einer politischen Standortstrategie für stationäre Geschäfte kein Weg vorbei. Sein Paket an Forderungen umfasst eine Neugestaltung der Raumordnung ebenso wie die Abschaffung der Mietvertragsgebühren, die Ausweitung der Tourismuszone in Wien und eine zügige Reform des Kollektivvertrags. (vk, 27.3.2019)