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Pro
von Gianluca Wallisch

Endlich dürfen wir, normalsterbliche Holzklässler, durch den Gang in der Business-Class trippeln, immer einen Halbfuß vor den nächsten setzend. Dann Stillstand. Ärger über den Umstandsmeier, der das Platznehmen auf C-17 geradezu rituell in die Länge zieht.

Endlich bin ich dran. Aus Gewohnheit hatte ich bei der Online-Reservierung auf A-17 geklickt, was jetzt zur Folge hat, dass Herr Umstandsmeier seiner Titulierung folgend zeit- und platzfordernd meine Nerven strapaziert, bis ich mich einfädeln kann.

Nach all diesen Prüfungen in Demut und Geduld zwischen Check-in-Schalter und Reiseflughöhe ist das nächste Ritual zumindest ein liebgewonnenes: "Tomatensaft, bitte. Doppelt Pfeffer, danke." Warum eigentlich? Ganz ehrlich? Keine Ahnung. Ein Selbstversuch auf Wiener Normalniveau (171 Meter ü. d. M.) endete mit Schimmelbildung im Tetrapack, so uninteressant war das Gschloder. Aber man muss ja nicht jedes Ritual verstehen. Immerhin soll's gut gegen Thrombose sein. Na dann!

Kontra
von Vanessa Gaigg

Allein beim Gedanken an ein Flugzeug verknotet sich mein Magen. Das mag zwar, zugegebenermaßen, nicht dem Tomatensaft, sondern meiner gleichsam irrationalen wie stark ausgeprägten Flugangst geschuldet sein. Aber ausgerechnet das rote Gesöff soll mich mit dem Fliegen versöhnen?

1,5 Millionen Liter der Pampe fliegt alleine die Lufthansa jährlich durch die Wolken. Das Unternehmen hat eine Aroma-Chemikerin beauftragt, die untersuchen sollte, mit welcher Rechtfertigung sie das tun. Herausgekommen ist Folgendes: Man riecht das Essen im Flugzeug aufgrund des niedrigen Luftdrucks so, "als hätte man einen Schnupfen". Der Saft schmeckt nicht mehr muffig, sondern fad. Die "Geruchs- und Geschmacksschwelle" für Salziges sowie Süßes sei demnach höher. Das muss wohl der "Kollateralschaden" der Kulinarik sein.

Dass die Geschmacksnerven im Flugzeug partiell ihre Funktionsfähigkeit verlieren, soll wirklich für das Getränk sprechen? Na dann! (RONDO, 25.7.2019)