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Die Europäische Union will zehn Einwegplastikprodukte, die besonders häufig in der Umwelt landen, aus Europas Supermärkten verbannen. Das Verbot soll ab 2021 greifen.

Foto: Reuters

Sie bewaffnen sich mit Jausendosen, Stoffsackerln, ausgewaschenen Marmeladengläsern und Bienenwachstüchern, bevor sie in den Supermarkt gehen. Denn ohne diese Hilfsmittel wären 40 Tage ohne Plastik für die Fastenden kaum zu meistern: Während viele Menschen – aus Überzeugung oder um sich selbst etwas Gutes zu tun – von Aschermittwoch bis Karsamstag auf Fleisch, Alkohol oder Süßigkeiten verzichten, versucht eine wachsende Anzahl ökologisch bewusster Menschen 40 Tage ohne Plastik auszukommen.

Zahlreiche Bilder und Erfahrungsberichte in sozialen Medien zeigen, dass das nicht immer so einfach ist. Da klebt ein plastikbeschichtetes Pickerl auf dem sonst verpackungsfreien Apfel, im Gurkerlglas ist ein – von außen nicht sichtbares – Kunststoffsieb enthalten. Der komplette Verzicht auf synthetische Kunststoffe scheitert nicht zuletzt häufig daran, dass der Handel bei vielen Produkten – teils aus logistischen, teils aus hygienischen Gründen – nicht ganz auf Plastik verzichten kann – oder will.

Hundert Kilo Plastik pro Jahr

Derzeit verbrauchen EU-Bürger im Durchschnitt rund hundert Kilogramm Plastik pro Jahr. Geht es nach der EU, sollen diese Mengen künftig schrumpfen. Die heute im EU-Parlament gebilligte Plastikstrategie soll mehr Alternativen zu Plastikprodukten in Europas Supermärkte bringen. Einwegprodukte aus dem Kunststoff, für die es umweltfreundlichere Alternativen gibt, müssen demnach spätestens ab 2021 vom Markt genommen werden. Dazu zählen etwa Wattestäbchen, Einweggeschirr und -besteck, Strohhalme sowie Luftballonstäbe. Insgesamt werden zehn Einwegprodukte verbannt, die nach Angaben der EU-Kommission für 70 Prozent des Mülls in den Weltmeeren verantwortlich sind.

Zudem dürfen Plastikflaschen ab 2024 nur vertrieben werden, wenn Verschlüsse und Deckel am Behälter befestigt sind. Einwegprodukte mit einem gewissen Kunststoffgehalt müssen als solche gekennzeichnet und deren Verbrauch möglichst eingeschränkt werden. Für die Umsetzung sind die einzelnen Mitgliedstaaten verantwortlich.

Durch die Maßnahme will die EU einerseits mehr Bewusstsein auf Konsumentenseite schaffen, aber auch Produzenten werden in die Strategie zur Verantwortung gezogen. Hersteller der betroffenen Produkte sollen an Kosten für Reinigungsmaßnahmen, Öffentlichkeitskampagnen und Abfallmanagement beteiligt werden. Die Mitgliedsstaaten müssen außerdem ihre Mülltrennungsquoten verbessern. In den kommenden sechs Jahren sollen mindestens 77 Prozent aller Einwegplastikflaschen korrekt recycelt werden, binnen zehn Jahren 90 Prozent.

Müllsammeln als Wettbewerb

Nicht nur EU-Richtlinien tragen zu einer Müllreduktion bei, auch soziale Medien rücken Verschmutzungsprobleme in den Fokus junger Internetnutzer. Wer derzeit durch Twitter, Instagram und Co scrollt, stößt auf fleißige Müllsammler. Die sogenannte Trash-Challenge soll Menschen dazu animieren, gegen Umweltverschmutzungen aktiv zu werden. Unter dem entsprechenden Hashtag sind Vorher-nachher-Bilder zu finden: Das Erste zeigt zumeist eine verdreckte Umgebung, auf dem zweiten Bild sind die Abfälle gesammelt, getrennt und bereit, entsorgt zu werden.

Damit der Plastikmüll gar nicht erst auf Stränden und im Meer landen kann, muss insgesamt weniger Plastik verbraucht werden, heißt es seitens der EU. Bereits jetzt gibt es einige Alternativen am Markt. Wattestäbchen werden beispielsweise vermehrt mit Kartonstäben angeboten, Einweggeschirr aus nachwachsenden Rohstoffen. Beispiele sind Teller aus Bambus oder Bananenblättern. Doch auch hier ist genaues Hinschauen geboten, sagen Umweltschützer: In vielen Fällen sind vermeintlich ökologischere Alternativen erst recht mit Kunststoff beschichtet – und müssen entsprechend entsorgt werden. (Nora Laufer 27.3.2019)