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Das Armutsrisiko von Frauen ist im Alter deutlich größer als das von Männern.

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Die Pensionsversicherungsanstalt wartete vor wenigen Tagen mit guten Nachrichten auf. Die Österreicher, so verkündete die PVA, arbeiten länger. Mit 61,3 Jahren gingen im Vorjahr Männer, mit 59,3 Jahren Frauen in Pension. In den letzten zehn Jahren ist das Antrittsalter bei Männern im Schnitt um 2,6 Jahre und bei Frauen um 2,3 Jahre gestiegen, tönte die PVA. Der Haken an der Sache: Ein Teil des Anstiegs geht auf die Einführung des Reha-Geldes 2014 zurück. Zudem stagnieren die Beitragszeiten, während Ersatzzeiten zulegen.

Als Ersatzzeiten gelten Perioden, in denen Pensionsansprüche erworben werden, ohne dass gearbeitet wird. Das gilt beispielsweise in Zeiten von Arbeitslosigkeit, bei Kindererziehung oder eben während des Bezugs von Reha-Geld. Letzten Endes übernimmt somit die öffentliche Hand die Finanzierung. Gerechnet auf einen durchschnittlichen Neupensionisten kam es seit 2009 zu einem Anstieg der Ersatzzeiten um ein Fünftel auf 4,6 Jahre.

Künstlicher Anstieg

Gleichzeitig hebt das Reha-Geld das Pensionsantrittsalter künstlich an. Seit 2014 soll mit Rehabilitation bzw. Umschulungen der Gang in die Invaliditätspension eingedämmt werden. Rund 20.000 Personen, die Reha-Geld beziehen, scheinen somit nicht in der Pensionsstatistik auf. Rechnet man diesen Faktor mit ein, fällt der Anstieg des Pensionsalters bescheiden aus.

Neos-Sozialsprecher Gerald Loacker warf der PVA wegen der veröffentlichten Zahlen Unehrlichkeit vor: "Halbe Wahrheiten helfen uns nicht weiter." Das Problem: Während sich die Lebenserwartung seit Mitte der 1970er-Jahre um zehn Jahre erhöht hat, befindet sich das Pensionsantrittsalter auf dem gleichen Niveau.

Langzeitpensionisten

Die Industriestaatenorganisation OECD hat dazu am Mittwoch einen internationalen Vergleich präsentiert. Demnach zählt Österreich zu den Ländern, in denen die längste Zeit in der Pension zugebracht wird. Bei Männern liegt der OECD-Schnitt bei 17,9 Jahren, in Österreich bei 20,3 Jahren. Frauen können in den Industriestaaten mit 22,5 Jahren in der Pension rechnen, hierzulande sind es 25 Jahre.

Auch die EU-Kommission hat diese Entwicklung in ihrem Ende Februar veröffentlichten Länderbericht zu Österreich angesprochen und sieht beträchtlichen Anpassungsbedarf. Nach ihrer Prognose werden die Pensionsausgaben bis 2040 um 1,1 Prozent des BIP steigen, das sind zu jetzigen Preisen rund vier Milliarden Euro.

Pensionsautomatik gefordert

Das erscheint auf den ersten Blick moderat, doch betonen die Brüsseler Experten, dass die Pensionsausgaben von 13,8 Prozent des BIP derzeit zu den weltweit höchsten zählen. Die von der EU-Kommission wiederholt geäußerte Forderung lautet, das Pensionsantrittsalter automatisch an die steigende Lebenserwartung zu koppeln.

Durch diese Maßnahme könnten die Pensionsausgaben bis 2070 im Vergleich zum Basisszenario um 2,4 Prozent des BIP gedrückt werden, heißt es in dem Länderbericht. Aus Brüsseler Sicht müssen so oder so zusätzliche Finanzierungsquellen erschlossen werden, soll das Leistungsniveau erhalten bleiben, "was die Frage nach der Generationengerechtigkeit aufwirft".

Ein Sonderfall ist Österreich auch in Bezug auf das unterschiedliche Pensionsalter von Frauen und Männern. Dadurch wird das Armutsrisiko erhöht, das schon wegen des hohen Teilzeitanteils von Frauen besteht. Laut EU-Kommission liegt das Armutsrisiko von Männern über 65 Jahren drei Prozentpunkte unter dem EU-Schnitt. Bei älteren Frauen schneidet Österreich nur um 0,8 Prozentpunkte besser ab als die gesamte Union. (Andreas Schnauder, 28.3.2019)