Lehrkräfte lernen in Österreich öfters, aber am liebsten halbtags dazu.

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Wien – Österreichische Lehrkräfte nehmen im internationalen Vergleich relativ häufig an Fortbildungen teil. Allerdings dominieren dabei "Einmal- und Kurzformate", die tendenziell weniger effektiv sind als mehrphasige oder modulare Angebote, heißt es im neuen Nationalen Bildungsbericht 2018 des Bundesinstituts für Bildungsforschung (bifie).

Generell ist die Datenlage zur Lehrerfortbildung in Österreich eher dürftig, heißt es in dem Bericht. Die Studienautoren werteten daher unter anderem Daten des Informationsmanagementssystems der Pädagogischen Hochschulen (PH) und internationale Studien aus, führten eine Umfrage unter den PH durch und berücksichtigten eine Studie zu Fortbildungsbedarf und – qualität aus Oberösterreich.

Über OECD-Schnitt

Bei der letzten PISA-Studie gaben etwa knapp 60 Prozent der österreichischen Lehrkräfte an, in den vergangenen drei Monaten eine Fort- beziehungsweise Weiterbildung besucht zu haben. Der OECD-Schnitt betrug nur rund 50 Prozent. Bei einer anderen OECD-Studie zeigte sich dagegen, dass die Dauer der Fortbildung in Österreich lediglich im unteren Drittel der Vergleichsstaaten lag.

Dieser Befund spiegelt sich auch in den Daten der PH wider: 57 Prozent der Fortbildungs-Lehrveranstaltungen dauerten höchstens einen Halbtag, 24 Prozent maximal zwei Halbtage. Nur 18 Prozent zogen sich über drei oder mehr Halbtage.

"One-Shot-Fortbildungen"

Diese "One-Shot-Fortbildungen" sind sowohl bei Lehrern als auch Direktoren beliebt: Laut einer Pädagogen-Befragung halten 83 Prozent halbtägige Lehrveranstaltungen für sehr geeignet oder geeignet, weniger als die Hälfte wollen dagegen zwei- bis dreitägige am Stück. Genau die Hälfte kann sich mit zwei bis drei halb- oder ganztägigen Lehrveranstaltungen anfreunden, wenn Zeitabstände dazwischenliegen. Noch deutlicher ist die Präferenz der Direktoren für halbtägige Fortbildungen (90 Prozent) – vermutlich wegen der sonst notwendigen Supplierungen. Allerdings sind sie wesentlich aufgeschlossener als ihre Lehrer, wenn es um zwei bis drei Halb- oder Ganztagsveranstaltungen mit Zeitabständen geht (64 Prozent).

Ganz generell ist die Fortbildung "stark durch die individuellen Einzelinteressen und Vorlieben" der Lehrer geprägt, konstatiert der Bericht. Das sei zwar aus lern- und motivationstheoretischer Sicht sinnvoll. "Auf der anderen Seite gilt es, ein Professionsverständnis zu entwickeln, in dem Lehrpersonen nicht nur für die Entwicklung des eigenen Unterrichts und der eigenen Person verantwortlich sind, sondern auch der Schule und der Bildungsregion gegenüber". (APA, 28.3.2019)